Kunstwerk: Packender Tunnelblick

Schon vor der offiziellen Eröffnung konnte die WZ das riesige Kunstwerk von Gregor Schneider durchlaufen.

Mönchengladbach. Gregor Schneiders "End" packt einen. Es packt einen tief, wie die WZ bei einer Vorbesichtigung vor der Eröffnung am kommenden Samstag beim Durchlaufen des Tunnel-Kunstwerks sehen konnte.

Schon wenn man nur davor steht, erschlägt einen die Höhe von 14 Metern schier, die aus dieser Perspektive sogar den Museumsbau überragt.

Schwarz frisst es sich in den Himmel. Und schwarz umfängt es einen, wenn man sich auf den Weg ins Innere macht. Dahin verjüngt sich die 14 mal 14 Meter große Öffnung schnell. Sie macht einen Knick von 90 Grad, rasant wird es eng und dunkel.

An der weich mit Stoff abgespannten Wand tastet man sich vorwärts, weiter bis zum Gitter, hinter dem Licht am Ende des Tunnels lockt. Doch um das zu erreichen, muss man auf einer Badeleiter tiefer steigen, viel tiefer. Hinter der Erhellung versprechenden Tür erneut samtene Schwärze. Beine in einem schwachen Lichtkegel, irgendwo im Raum. Ein Obdachloser? Toter?

Vollkommen orientierungslos kommt man schließlich zu den Räumen aus dem "Haus Ur", die Schneider aus seinem Elternhaus an der Unterheydener Straße in Rheydt herausgeschält hat. Das Kaffeezimmer vertrat im Jahr 2001 die zeitgenössische Deutsche Kunst auf der Biennale in Venedig. Es ist jetzt dauerhaft Teil des Museums Abteiberg. Abstellkammer, Schlafzimmer und die Waschküche sind Leihgaben.

Auch sie gehen einem nicht glatt runter, berühren in karger Schlichtheit, die viel Raum lässt für das Erleben des Besuchers. "Wir werden es so einrichten, dass der Besucher alleine ist", sagt Museumschefin Susanne Titz über das Konzept.

In welcher Frequenz die Menschen eingelassen werden, muss noch ausgeklügelt werden. Schließlich geht es über den Aufzug aufwärts bis hinauf auf die Terrasse des Museums, das einem strahlend weiß entgegenkommt.

Frank Beiger ist Ein-Euro-Jobber im Museum. Er wird den Eingang bewachen und hat erlebt wie die Skulptur gewachsen ist. Er war schon drin und ist begeistert: "Gigantisch", sagt er schlicht und freut sich, dass jemand aus seiner Heimatstadt internationale Bedeutung in der Kunstszene erlangt hat, viele Kamerateams und Journalisten in die Vitusstadt lockt und dabei so normal geblieben ist. "Der war super locker und freundlich", erzählt er.

Der Künstler hat selbst viel Geld investiert, um das Projekt zu realisieren. Thomas Rieger von der Galerie Konrad Fischer mit Sitzen in Düsseldorf und Berlin hat sich ebenfalls finanziell engagiert. "Weil das einfach großartig ist", begründet er und weiß: "Darum werden viele Museen Mönchengladbach beneiden."