Lossprechung: Handwerker-Familie mit Zuwachs
290 junge Leute erhalten ihren Brief. Kreishandwerksmeister Esser ermuntert: „Macht den Meister.“
Mönchengladbach. "Hiermit heiße ich sie in der großen Familie des Handwerks willkommen", verkündet Siegfried Schrempf, Vizepräsident der Handwerkskammer Düsseldorf, und gratuliert den rund 290 Gesellen zu ihren Leistungen bei den Abschlussprüfungen im Sommer 2006 und Winter 2007.
Die Lossprechung in der Rheydter Stadthalle bedeutet für den Nachwuchs der Bäcker, Zimmerer oder Tischler, nun endlich den hart erarbeiteten Gesellenbrief in den Händen zu halten. "Ich bin stolz, dass ich meine Ausbildung geschafft habe", freut sich Neu-Bürokauffrau und Jahresbeste in ihrem Bereich, Swenja Rütten. Sie habe ihre Entscheidung zur Berufsausbildung nicht bereut hat. "Ich bin zwar nicht besonders handwerklich begabt, aber ich gehe gerne mit Computern um und finde die Atmosphäre im Betrieb toll", erklärt sie. Ihre Firma hat sie nach bestandener Prüfung gleich übernommen und bietet ihr die Möglichkeit, Fortbildungen zum Thema Buchhaltung zu besuchen.
Einen anderen Weg geht Michael Maaßen, der stolz auf seine erfolgreiche Lehre als Elektromaschinenbauer sein kann. "Ich wäre von meinem Betrieb übernommen worden, habe mich aber entschieden, das Fachabitur nachzumachen und Elektrotechnik zu studieren", erzählt der ehemalige Azubi.
Dass das Handwerk nach wie vor eine gute Wahl mit Perspektive sei, davon ist Reinhard Esser überzeugt. Esser ist neuer Kreishandwerksmeister. "Was die jungen Menschen mit ihren Händen tun, kann keine Maschine ersetzen", meint er. Ein junger Geselle müsse vor allem einen soliden Schulabschluss mitbringen, teamfähig sein und Ausdauer beweisen.
Während Schrempf die Handwerker bittet aufzustehen, übernimmt das Jugendblasorchester der Musikschule unter der Leitung von John Kikken die musikalische Unterhaltung der Feierstunde. "Sie haben ihr Versprechen, das sie mit ihrem Lehrvertrag gegeben haben, eingelöst und den Applaus aufgrund ihrer Leistungen verdient", würdigt Schrempf die Gesellen und verteilt die "Briefe". Die Lossprechung sei ein schöner Brauch, den es zu pflegen gelte, und "kein alter Zopf".
Dass die Gesellen sich auch später noch an diesen Moment erinnern werden, weiß Raumausstattermeisterin Yvonne Bernsdorf zu gut. "Ich war froh über den Abschluss, empfand meinen beruflichen Werdegang aber als Landkarte mit vielen unbekannten Wegstrecken", erinnert sie sich. Den Meisterbrief erlangte sie später. Den empfiehlt auch Kreishandwerksmeister Esser seinen Schützlingen: "Wer kann, der darf."