Mehr Lärm durch Güterzüge
Im Sommer führen Umleitungsstreckender Bahn über Gladbach. Der Vorteil: Auch mehr ICE-Züge halten dann in der Stadt.
Gute Nachrichten für alle Holland-Urlauber: Ab April wird es für einige Wochen oder Monate möglich sein, von Mönchengladbach aus direkt mit dem ICE nach Amsterdam und von dort aus weiter an die Urlaubsorte am Meer zu fahren. Weil die Bahn zwischen Emmerich und Oberhausen baut, wird der Fernverkehrszug, der zwischen Frankfurt und der niederländischen Hauptstadt verkehrt, über Gladbach und Venlo umgeleitet.
Und: Es könnte nicht der einzige Fernverkehrszug sein, der zumindest vorübergehend in Gladbach hält. Denn zwischen Köln und Aachen werden von Ende Juni bis Mitte August Gleise erneuert. In einer Pressemitteilung der Bahn heißt es dazu: „Fernverkehrszüge fahren mit 45 Minuten längerer Fahrzeit über Mönchengladbach“. Um welche Verbindungen es sich genau handelt, will die Bahn erst kurz vor Beginn der Baumaßnahmen mitteilen.
Für Anwohner sind das alles hingegen schlechte Nachrichten. „Es wird im schlimmsten Fall fast eine Verdoppelung des Güterverkehrs geben“, sagt Detlef Neuss, örtlicher Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn. Denn logischerweise muss nicht nur der Personen-, sondern auch der Warenverkehr umgeleitet werden. Es ist im Frühjahr und Sommer also mit einem erheblichen Anstieg der Lärmbelästigung für Anwohner an den Gleisen zu rechnen. Und das ohne Lärmschutz an der Strecke.
Lothar Beine, ehemaliger SPD-Fraktionschef und Vertreter der Stadt im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, sieht die Umleitung während der Bauzeit als eine Art kleinen Test für eine dauerhafte Verbindung von Gladbach nach Eindhoven, Den Haag oder gar nach Amsterdam. Seit Jahren wünscht sich die Stadt eine bessere Anbindung an den Fernverkehr, mittlerweile gibt es immerhin einmal am Tag eine Direktverbindung nach Berlin.
Ein Konzept der Euregio sieht vor, eine direkte IC-Zugverbindung zwischen den Wirtschaftsstandorten Eindhoven und Düsseldorf zu schaffen. „Mit diesem Projekt sind wir schon ziemlich weit fortgeschritten“, sagt Beine. Ein Problem sei dabei die Eingleisigkeit zwischen Dülken und Kaldenkirchen, die zur Zweigleisigkeit ausgebaut werden müsste. Diese Maßnahme soll laut Beine in den neuen Bundesverkehrswegeplan einfließen.
Pro-Bahn-Sprecher Neuss ist nicht so optimistisch wie Beine. „Die Probleme sind zwar lösbar, es wird aber noch eine Weile dauern“, sagt er. Ein Problem sei beispielsweise, dass die Rheinbrücke in Düsseldorf eigentlich keine weiteren Züge aufnehmen könne. „Vor allem morgens und nachmittags zu den Pendlerzeiten geht dort wirklich gar nichts mehr“, sagt Neuss.
Eine Lösungsmöglichkeit sieht er darin, den bestehenden RE 13, der bisher nur bis Venlo fährt, einfach bis nach Eindhoven durchfahren zu lassen, anstatt eine weitere Linie zu schaffen. Dazu müsste man allerdings die Züge umrüsten, da die Niederländer ein anderes Stromsystem verwenden. Zudem könnten die Züge dann nicht mehr wie bisher in Dülken, Boisheim, Breyell und Kaldenkirchen halten. „Die Viersener werden dann einen Ersatz dafür fordern“, sagt Neuss.