Mit mehr Bildung gegen Fachkräftemangel

In Gladbach sind die Ursachen für das Problem, geeignetes Personal zu finden, unterschiedlich.

Mönchengladbach. Die Debatte um Fachkräftemangel ist in aller Munde. Gezielte Einwanderung wird dabei häufig als Lösung des Problems genannt.

"Der Fachkräftemangel ist hausgemacht", sagt Hermann-Josef Krichel-Mäurer, Vorsitzender des SPD Unterbezirks. "Ich finde die ganze Diskussion um nützliche und unnütze Migranten ohnehin menschenunwürdig."

Seiner Meinung nach sollte man bereits in der Schule anfangen, das Interesse für technische Themenbereiche zu wecken. "An der Gesamtschule Neuwerk wird dies wunderbar gehandhabt, indem eigens das Fach Technik angeboten wird", sagt Krichel-Mäurer.

Außerdem sollten Hemmnisse für ein Studium, wie eben Studiengebühren, abgeschafft werden. Aber er sieht auch Unternehmen in der Verantwortung: "Industrie- und Handwerksbetriebe sollten Ausbildungsplätze nicht einfach unbesetzt lassen, weil sie gewisse Ansprüche haben."

Dem entgegnet Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, dass es teilweise durchaus schwer sei, geeignete Auszubildende zu finden. Insgesamt seien in diesem Jahr in Mönchengladbach fünf Prozent mehr Auszubildende eingestellt worden.

"Aber im Kfz- und Elektrobereich sind im Vergleich zum Vorjahr 24 bzw. 28 Prozent weniger eingestellt worden. Das liegt aber häufig auch an der mangelnden Ausbildungsreife der Bewerber", macht er deutlich.

CDU-Kreisvorsitzender Günter Krings sieht da nicht zuletzt auch die Pflicht der Eltern, ihre Kinder für das Berufsleben vorzubereiten, ebenso wie dies in der Schule geschehen sollte. "In den Haupt- und Realschulen wird die Vorbereitung der Schüler auf eine Ausbildung immer schwerer".

Bresser ergänzt noch: "Es kann aber auch nicht sein, dass einige Bewerber nicht einmal vernünftigrechnen und schreiben können". Aber vor allem verweist er auf die soziale Kompetenz, an der es fehle. "Man kann auch nicht leugnen, dass Handwerksberufe an Attraktivität verloren haben. Eine bundesweite Kampagne soll da Abhilfe schaffen", erklärt Bresser.

Reimund Strauß, Chef der Gladbacher IG Metall, sieht den Mangel an Fachkräften in Mönchengladbach momentan noch nicht so akut. "Ich bin in vielen Unternehmen unterwegs.

Im Vergleich zum Vor-Krisenjahr 2008 hat der Mangel an qualifizierten Kräften zur Zeit noch nicht wieder diese Dramatik erreicht." Strauß kann die Ansprüche einiger Betriebe nicht nachvollziehen. "Bei knapp drei Millionen Arbeitslosen muss doch auch der ein oder andere passende Bewerber dabei sein."

Günter Krings konkretisiert noch: "Allein im Arbeitsamtbezirk Mönchengladbach gibt es über 200 arbeitslose Ingenieure." Aber anders als der Mann von der CDU ist Strauß der Meinung, dass gezielte Einwanderung einem zukünftigen Fachkräftemangel entgegen wirken könnte.

Beim Anlagenbauer SMS-Meer besteht zur Zeit kein Fachkräftemangel, "und wir stellen bisher pro Jahr zwischen zehn und 20 Ingenieure neu ein", sagt Unternehmenssprecher Peter Heimerzheim auf Anfrage.

Allerdings erwarte man mittelfristig ebenfalls Schwierigkeiten. "Wir wirken aber gezielt dagegen, indem wir für unser Unternehmen werben. Beispielsweise wenden wir uns gezielt an Hochschulen, um Leute zu finden."