Der Hoppeditz ist erwacht

Jecke haben trotz Regenwetters den Start der feucht-fröhlichen Karnevalszeit gefeiert.

Mönchengladbach. Es gibt welche, die sind wirklich schmerzfrei. So wie der freie Karnevalist, der in seiner Jacke voller Anstecker mit den Emblemen der Gesellschaften im Eingang zum Rathaus-Innenhof steht und mit einer Inbrunst, die selbst Eiszapfen zum Schmelzen bringen würde, zu den Klängen der MKV Showband "Manueeelahaha" schmettert. Die Band steht unter den Abtei-Arkaden geschützt vor dem Regen, während ein junger Mann von der Firma für die Beschallungstechnik eilig Kabel zusammen rollt und Boxen in den Ratssaal schleppt.

Dorthin verlegt der MKV den offiziellen Beginn des Karnevals zum ersten Mal vom Rathausinnenhof ob des schlechten Wetters. "So schlecht war es noch nie", sagte MKV-Chef Bernd Gothe mit ernstem, knappem Kopfschütteln. "Es hat zwar immer schon mal schlecht ausgesehen, aber das ist bisher einmalig."

Nicht mehr als eine Viertelstunde verspätet kann er die Veranstaltung beginnen. "Ich wusste ja, dass die Verwaltung innerhalb eines Tages Verordnungen kippen kann, aber dass sie es in so kurzer Zeit schafft, uns den Ratssaal zu geben, das ist neu", dankt Gothe. Dort standen noch die Tagungstische. Sie wurden eilig zur Seite geschoben und dienten den anwesenden Karnevalisten als Sitzgelegenheit.

Seit Heinrich Franzen als Chef der Staatsanwaltschaft nach Düsseldorf zwangsversetzt wurde, tritt er auch nicht mehr als Balderich auf, der früher mit einer politischen Rede das Hoppeditz-Aufwachen einläutete.

Ihren endgültig letzten Auftritt als Oberhäupter der Narren haben die beiden Prinzenpaare Prinz Holger I. und seine Prinzessin Niersia Kirsten sowie Alexander I. und Julia I. bei den Kindern. Ein Abschied, der den Vieren schwer fällt. "Heinz Cleef, unserem Hofmarschall, wünschen wir eine schöne Session", sagt Holger. "Du willst ja danach aufhören." Schon wieder.g

Währenddessen trinkt der freie Karnevalist bei lausiger Kälte und Regen im Innenhof unverdrossen das Bier, das man im Sommer sicher als gut gekühlt empfinden würde. "Jeck oder Jeck" nennt er die Losung und versucht sich warm zu schunkeln. "Ich stamme zwar aus Ahlen in Westfalen, aber für mich gibt es Karneval kein schlechtes Wetter!" Außerdem passt das Ausdauer-Schunkeln zum Motto der Session "Mach mit, Karneval hält fit".

Einige tapfere Jecken lassen sich nicht abschrecken und marschieren mit zum Kapuzinerplatz. Während der kleine Karnevalist seine Narrenkappe mit einer Plastiktüte vor Regen schützt, halten sich die älteren mit Glühwein warm. "Es sind ja beinahe mehr Leute auf der Bühne als unten", stellt MKV-Sitzungspräsident Willi Kleuser lachend fest, als der Hoppeditz um 18.30 Uhr aus der Papierwand springt.