Ein Gesichtsverlust
Über Kopftuch und Burka, Frauenrechte und Religionsfreiheit - in den vergangenen Wochen und Monaten ist auch wegen des Burka-Verbots in Frankreich europaweit viel über Verschleierung diskutiert worden.
Beim Für und Wider geht es in der Diskussion darum, ob ein solches Verbot die Rechte der betroffenen Frauen stärkt, weil es sie zwingt, den Schleier abzulegen. Oder ob sie ins totale Aus gedrängt werden, weil sie aus inneren oder äußeren Gründen den Schleier nicht ablegen können und so aus vielen Bereichen ausgeschlossen würden.
Aber solche Fragen stellte sich Gladbachs CDU in ihrem Vorstoß gar nicht. Es ging, wie sie sagte, um Ängste von Bürgern vor Menschen, deren "Gesicht nicht erkennbar ist". Und es ging um den "Sicherheitsaspekt" und "schützenswertes Datenmaterial" in den Stadt-Gebäuden.
Man sieht sie förmlich vor sich: Vermummte, die es auf Bauanträge im Amt oder historische Bücher in der Bibliothek abgesehen haben. Terroristen, die rätseln, was ihr nächstes lohnenswertes Ziel sein könnte und Gladbach vor ihrem geistigen Auge sehen.
Die CDU hätte leicht klären können, ob das Hausrecht ein Gesichts-Verkleidungsverbot hergibt, ohne öffentlichkeitswirksamen Antrag im Rat. Der zuständige Dezernent ist ein Parteifreund. Der CDU ging es wohl nur darum, mit populistischen Parolen zu punkten. Karnevalsnasen-Träger und Altweiber-Fans können jedenfalls aufatmen.