Nacht der Bibliotheken: Schmöker, Schminke, Rock

Bei der Nacht der Bibliotheken zeigte sich die Einrichtung in Rheydt von ihrer „wilden“ Seite.

Mönchengladbach. Mit grell rotem Strohhalm an einem knallig grünen Getränk nippen und dabei unter dem Arm einen Stapel Bücher balancieren — selten sieht man Leseratten an normalen Tagen so lässig auf der Suche nach Schmökern durch die Regalreihen schlendern.

Am Freitagabend war das und noch vieles mehr in der Zentralbibliothek Mönchengladbach möglich: Rocken auf deutsch, englisch und türkisch, schräge Texte beim Poetry Slam, „Smokey“ geschminkte Augen von den Schülerinnen des Maria-Lenssen-Berufskollegs und beschauliche Strickkränzchen zwischen Büchern gehörten bei der Nacht der Bibliotheken dazu.

„Wir hoffen auf die Jungen“, sagt der Leiter der Stadtbibliothek Rheydt Arno van Rijn, bevor es so richtig losgeht. „Deine Bibliothek — wilder als Du denkst“ ist diesmal das Motto. „Es soll vor allem die anlocken, die sonst nicht kommen“, erklärt van Rijn. Dieses Konzept geht im Laufe des Abends auf.

Gleichzeitig nutzen Stammkunden die verlängerte Öffnungszeit. „Das ist mal was Besonderes“, findet etwa der zehnjährige Maximilian, der auch sonst regelmäßig ausleiht.

Anders als Kai: „Meine Eltern haben mich heute mitgenommen, damit ich mal in Bücher gucke“, erzählt der Zehnjährige grinsend, den Blick konzentriert auf die große Leinwand gerichtet. Statt Lesestoff zu wälzen, tritt er gegen seinen Kumpel beim Speerwerfen an der Xbox an.

Zwischen den CD- und DVD-Regalen drängeln sich die Mädchen und Jungs, die auch mal ran wollen: „Wir haben vor allem Sportspiele rausgesucht, die allen Spaß machen“, erzählt Stadtbibliotheks-Mitarbeiterin Silke Tobbe.

Unten im Foyer spielen Alina und ihre beiden Brüder R’n’B-Songs von Beyoncé und selbst geschriebene Lieder: „Geht mal auf YouTube, da findet ihr unser Video“, wenden sich die Musiker von „project acoustical“ an ihre Fans. Viele wissen über Facebook von dem Auftritt.

Anne Vieten und Sascha Appelt haben sich etwas abseits von der Bühne ein stilles Plätzchen zum Sitzen und Zuhören gesucht: „Wir kommen aus Erkelenz, weil dort heute nur Kinderprogramm angeboten wird“, erzählt das junge Paar — und genießt.