Netzwerk will Kinder vor Misshandlungen schützen
Das Stadtjugendamt ergreift jetzt die Initiative.
Mönchengladbach. Ein Fall von Kindesmisshandlung: Ein Kind wird mit Krampfsymptomen in die Klink eingeliefert. Schnell stellt sich raus, dass es von seinen Eltern mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen wurde. Umgehend unterrichtet der behandelnde Arzt das Jugendamt. "Der Idealfall wäre, die Misshandlungen des Kindes schon im Vorfeld verhindern zu können", sagt Wolfgang Kölfen, Chefarzt der Klink für Kinder und Jugendliche des "Eli".
Der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt hat mit dem "Eli" und den drei anderen Kliniken einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, in dem eine Zusammenarbeit zum Schutz des Kindes vereinbart wurde.
Das Stichwort ist "Frühe Hilfen" und Gewaltvorbeugung: "Die Kooperation ist ein weiterer Baustein in unserem Netzwerk präventiver Hilfsmaßnahmen zum Schutz von Kindern ", sagt Jugendamtsleiter Reinhold Steins. Ziel sei es, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt Problemlagen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien zu erkennen und Hilfen anzubieten.
Das Jugendamt habe ein Team aufgebaut, das sich mit der Gefährdung des Kindeswohls beschäftigt und auch Ansprechpartner für die Mitarbeiter der Kliniken sein soll. Gynäkologen, Hebammen oder Kinderärzte hätten Einblick in die soziale Lage ihrer Patienten und könnten, wenn sie denn wollen, frühzeitig erkennen, ob einem Kind möglicherweise Misshandlungen in der Familie drohten: "Es gibt bestimmte Risikomerkmale", sagt Kölfen.
Schwangerschaften von Minderjährigen, Gewalt in der Beziehung, niedriges Bildungsniveau, Kontaktarmut und Drogenabhängigkeit seien Faktoren, die, gekoppelt mit einer geringen Frustrationstoleranz, Gewalt gegen Kinder begünstigten.
"Die Zeit um die Geburt eines Kindes ist eine sensible Phase, in der Mütter oft noch bereit sind Hilfen anzunehmen", sagt der Kinderarzt. Wichtig sei die freiwillige Mitarbeit der Eltern. In den Krankenhäusern sollen Mütter und Väter auf die Beratungsangebote des Jugendamts aufmerksam gemacht werden. Außerdem erhalten alle jungen Eltern zur Geburt ihres Kindes ein Elternbegleitbuch mit Tipps und Angeboten zur Unterstützung ihrer Erziehungsarbeit. jfg