Politik: Angestellte der CDU soll Geld unterschlagen haben

Eine Betrugsaffäre erschüttert die Partei. Eine Mitarbeiterin soll 230 000 Euro auf eigene Konten überwiesen haben.

Mönchengladbach. Gladbachs CDU wird von einer Betrugsaffäre erschüttert. Eine langjährige Buchhalterin soll über einen Zeitraum von mindestens acht Jahren mehr als 230 000 Euro unterschlagen haben. Die Neuwerkerin, die kein Mandat innehatte, kann sich zu den Vorwürfen nicht mehr äußern. Sie starb vor wenigen Wochen an einer tückischen Krankheit.

CDU-Parteichef Norbert Post bestätigte auf WZ-Anfrage den "schlimmen Vorfall". Jetzt gehe es darum, "alles objektiv aufzuklären und die Konsequenzen zu ziehen." Dabei werde auch ein Wirtschaftsprüfer helfen.

Hildegard S. war Angestellte der Partei im Franz-Meyers-Haus an der Regentenstraße. Sie galt als aufmerksame und freundliche Kollegin. Nach WZ-Informationen soll die Mitarbeiterin jahrelang die Mitgliedsabgaben der örtlichen Partei an den CDU-Landesverband "doppelt" überwiesen haben. Eine Summe über mehrere 1000 Euro pro Überweisung ging tatsächlich nach Düsseldorf, die gleiche auf eines oder mehrere Konten der Frau.

Post sagt, weder Parteigeschäftsführer Norbert Liermann noch Schatzmeister und CDU-Ratsherr Fred Hendricks sei etwas aufgefallen. Auch nicht den jeweiligen Kassenprüfern. Am vergangenen Samstag hätten er und die Beteiligten stundenlang einen Buchungsvorgang überprüft - und angeblich nicht herausgefunden, was an dem System der Buchhalterin "faul war".

Liermann, der die Überweisungen unterschrieb, wie auch Hendricks müssen sich jetzt kritische Fragen gefallen lassen. Denn innerhalb der CDU mit ihren derzeit gut 3200 Mitgliedern fragt man sich, wieso die betrügerischen Manipulationen der Frau nicht auffielen. Wie es heißt, soll Hendricks, beruflich als Steuerberater tätig, bereits vor Monaten gebeten worden sein, die Buchhaltung der Partei "genauer unter die Lupe zu nehmen".

Hendricks hatte auf mehreren Parteitagen immer wieder lamentiert, dass die Finanzlage der Gladbacher CDU nicht rosig sei. Mit dem unterschlagenen Geld hätten die Christdemokraten gleich ein dickes Polster.

Welche strafrechtlichen Konsequenzen Parteichef und OB-Kandidat Norbert Post sowie sein Stellvertreter, der Bundestagsabgeordnete Günter Krings, jetzt ziehen werden, war am Abend nicht eindeutig. Der Sohn der CDU-Mitarbeiterin, der bei der Aufklärung behilflich sein soll, will das Erbe seiner Mutter nicht antreten. Das ist in CDU-Kreisen zu hören. Womöglich kann die Partei den Schaden begrenzen.

Die Mitarbeiterin besaß eine Eigentumswohnung, die versteigert werden könnte. Am Abend traf sich der CDU-Parteivorstand mit Post und Krings zur Sondersitzung in der KFH. Einziges Thema: Die Betrugsaffäre und ihre Folgen. Am Mittwoch will sich der Landtagsabgeordnete Post weiteren Fragen der Medien stellen.