Politiker besuchen besorgte Angestellte der Stadt

Rund 400 Mitarbeiter haben Angst vor einer zukünftig schlechteren Bezahlung, wenn das „Kompetenzzentrum Sauberkeit“ entsteht.

Knapp 170 000 städtische Bäume gibt es in Gladbach. Verantwortlich für deren Pflege sind 13 Mitarbeiter — nämlich die Abteilung „Baumpflege“ innerhalb des städtischen Grünflächenamtes. Sechs Baumkontrolleure vermerken handschriftlich in vorgedruckten Dokumenten, welche Bäume beschnitten oder gefällt werden müssen. Diese Zettel bekommt wiederum der Meister, der dann seine Mitarbeiter einteilt.

Diese etwas vorsintflutlich anmutende „Zettelwirtschaft“ ist nur eines der vielen Dinge, die der Großen Koalition um die Fraktionsvorsitzenden Felix Heinrichs (SPD) und Hans-Peter Schlegelmilch (CDU) ein Dorn im Auge sind. Das Grünflächenamt mit seinen verschiedenen Abteilungen für Baumpflege, Friedhöfe, Sport- und Spielplätze sowie die Abfallwirtschaft und die Straßenreinigung sollen deshalb in einer neuen Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) zusammengeführt und aus der Stadtverwaltung ausgegliedert werden. Die neue Organisation soll als „Kompetenzzentrum Sauberkeit“ eng mit der GEM zusammenarbeiten.

Dass die AöR kommt, ist längst beschlossene Sache. Doch die rund 400 Mitarbeiter, die von der Umstrukturierung betroffen sind, fürchten negative Konsequenzen. Deshalb besuchten die Fraktionsvorsitzenden einige von ihnen nun an ihren Arbeitsplätzen, um mit ihnen über ihre Sorgen zu sprechen und Anregungen für die Satzung der AöR mitzunehmen, die zurzeit in der Ausarbeitung ist.

Deutlich herauszuhören war dabei die Angst vor einer Verschlechterung der Gehälter. Viele Mitarbeiter befürchten, die Gründung der AöR sei eine Sparmaßnahme der Stadt. Felix Heinrichs beschwichtigt: „Die AöR muss ein guter Arbeitgeber sein. Schließlich sind motivierte Mitarbeiter wichtig für die Stadt.“. Er spricht davon, dass künftig auch eine leistungsorientierte Bezahlung möglich sei. Auch sein Koalitionspartner Hans-Peter Schlegelmich bestätigt: „Wir haben zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass der Apparat billiger wird als bisher.“

Wie eine neue Rechtsform helfen könnte, Abläufe zu verbessern und Prozesse zu beschleunigen, könne man an der GEM sehen, die 1995 in eine GmbH umgewandelt wurde. „Vorher waren eine Menge alte Müllfahrzeuge im Einsatz. Mit der Umwandlung kamen bessere Abschreibungsmöglichkeiten und dadurch bessere Fahrzeuge“, so Heinrichs.

Weitere Ängste der Mitarbeiter beziehen sich auf den neuen Namen ihres Arbeitgebers. „Es gibt Befürchtungen, dass ein neuer Name auf den Gehaltsabrechnungen und Arbeitsverträgen dazu führt, dass unsere Mitarbeiter es nicht mehr so leicht haben, beispielsweise eine Wohnung anzumieten“, erklärte ein Grünflächenamtsmitarbeiter im Gespräch mit den Politikern. Schließlich stehe der Name „Stadt Mönchengladbach“ für eine sichere Arbeitsstelle und regelmäßige Gehaltszahlungen. Auch in diesem Punkt beschwichtigen Heinrichs und Schlegelmilch. „Auf den Abrechnungen wird künftig immer noch ,Ein Unternehmen der Stadt Mönchengladbach’ stehen“, so Schlegelmilch. Zudem sei es möglich, Beamte auch weiterhin als Beamte zu beschäftigen und Verbeamtungen vorzunehmen.

Durch die engere Zusammenarbeit mit der GEM sollen sowohl die GEM- als auch die AöR-Mitarbeiter voneinander profitieren. „Wir wollen die Bereiche enger verzahnen“, so Felix Heinrichs. Nicht zuletzt gehe es auch darum, den Stellenwert der für die Sauberkeit verantwortlichen Abteilungen innerhalb der Stadtverwaltung zu stärken. „Diese Abteilungen sollen mehr Wertschätzung erhalten“, sagt Schlegelmilch.