Radkontrolle auf Augenhöhe

Beamte der Hundertschaft helfen im Verkehrsdienst aus — im Kampf gegen Unfälle mit Radlern.

Foto: Jörg Knappe

Mönchengladbach. Mit dem Fahrrad über den Bürgersteig, in die falsche Richtung auf dem Radweg, mal eben schnell über eine Ampel huschen — und dann kracht es. Natürlich nicht immer, aber wenn es kracht, dann sind es meist solche auf den ersten Blick kleinen Vergehen, die für Unfälle zwischen ihnen und Autofahrern verantwortlich sind. Denn der erst Blick täuscht.

„Eines ist doch klar: Wenn etwas passiert, dann ist der Radfahrer der schwächere Verkehrsteilnehmer. Der hat keine Knautschzone, da sind es gleich die Knochen“, sagt Sascha Hoitz, Dienstgruppenleiter im Verkehrsdienst der Mönchengladbacher Polizei. Ein Grund mehr, nach einer gehäuften Zahl von Unfällen mit schwer verletzten Radfahrern den Schwerpunkt bei Kontrollen auf diesen Bereich zu legen.

Vor allem vielbefahrene Verkehrsachsen, auf denen Rad- und Autofahrer unterwegs sind, wie Odenkirchener oder Waldnieler Straße, nehmen die Polizisten ins Visier. Aber auch die Strecken rund um das Volksbad sind an Sonnentagen in den Ferien interessant. Unterstützt werden die Beamten des Verkehrsdienstes dabei aktuell von Kollegen, die sonst etwas ganz anderes zu tun haben. Demos und andere Großveranstaltungen gehören zu ihrem eigentlichen Einsatzgebiet: Drei Beamte der Fahrradstaffel der Gladbacher Hundertschaft sind „leihweise“ für den Verkehrsdienst unterwegs.

„Die müssen ja sowieso trainieren, da können sie auch für uns auf Verstöße von Radfahrern achten“, sagt Hauptkommissar Hoitz schmunzelnd. „Das Gute ist, dass sie wirklich auf Augenhöhe mit den Betroffenen sprechen können. So funktioniert das.“

Allerdings gebe es, wie die Kontrollen zeigten, immer „Unbelehrbare“, sagt der 39-Jährige. Auf die Gefahren falschen Verhaltens auf den Straßen hingewiesen, hören die Beamten immer wieder auch den Satz: „Das ist ja mein Leben.“ Oder: „Kümmern Sie sich doch um die Autofahrer. Das sind die Schlimmen.“

Tatsächlich sieht Hoitz allerdings, dass bei den Ursachen für Unfälle und der Schuldfrage das Verhältnis derzeit „kippt“ und eher die Radfahrer verantwortlich sind. Und so versuchen Mönchengladbachs Polizisten den „Geisterfahrern“ und „Bürgersteig-Radlern“ ins Gewissen zu reden. „Es ist doch fatal, wenn Kinder sehen, wie die Jugendlichen oder Erwachsenen falsch fahren“, sagt Hoitz.

„Die wenigsten Probleme haben wir eigentlich mit Kindern, weil sie gerade durch unsere Verkehrssicherheitsberater gut Bescheid wissen. Das Problem ist, dass Kinder sich ihr Verhalten bei den Großen abgucken.“ Bei Gesprächen zeigten sich manche Erwachsene bei diesem Hinweis einsichtig. „Aber es gibt einfach Menschen, die sind nur durch Verwarngeld, also nur mit dem Portemonnaie zu bekommen.

Dass Radfahrer überhaupt gegen die Verkehrsregeln verstoßen, kann er sich nur mit „Bequemlichkeit und Faulheit“ erklären. „Da will man halt nicht zweimal die Straßenseite wechseln.“