Schlafhorst schließt in Gladbach

255 Mitarbeiter des Unternehmens verlieren ihre Arbeitsplätze.

Mönchengladbach. Jetzt ist es offiziell: Oerlikon Schlafhorst steht vor dem Aus. Der Konzern Oerlikon, Eigentümer des Textilmaschinen-Produzenten, will das Gladbacher Stammhaus an der Blumenberger Straße mit 463 Beschäftigten mittelfristig schließen. Auch der Standort in Ebersbach mit 243 Mitarbeitern wird dicht gemacht. 210 Angestellte, überwiegend aus dem Produktionsbereich, verlieren dadurch ihren Job.

Weitere 45 Stellen am Standort Übach-Palenberg - 436 Menschen sind dort beschäftigt - sollen ebenfalls abgebaut werden. Die restlichen rund 900 Mitarbeiter von derzeit deutschlandweit 1150 werden dann in Übach-Palenberg eingesetzt, so der Plan. Der Betriebsrat informierte darüber am Freitag die Belegschaft.

Die Hiobsbotschaft - ausgerechnet am zweiten Sommerferientag - habe die Schlafhorst-Angestellten schmerzhaft, aber nicht unerwartet getroffen, sagt Betriebsratsvorsitzender Michael Schrodt: "Die Vorzeichen standen schon lange schlecht, die Firma hat dieses Jahr 50 Millionen Euro Verlust gemacht." Tatenlos hinnehmen wolle die Belegschaft die Vorhaben aber nicht: "Wir werden rechtliche Schritte einleiten. Ende 2008 wurde in einem Restrukturierungsprogramm vereinbart, dass Übach-Palenberg zum Produktions-, Gladbach zum Entwicklungsstandort wird. Diese Programm ist noch gültig, es muss trotz Krise andere Möglichkeiten geben", erklärt Gladbachs IG-Metall-Chef Reimund Strauß.

Um den Arbeitgeber unter Druck zu setzen, will der Betriebsrat die Mitarbeiter, denen eine Kündigung bevorsteht, aus der Kurzarbeit rausholen und wieder im Vollzeitbereich einsetzen. So solle für die Betroffenen der finanzielle Schaden im Rahmen gehalten werden.

Gerard Küsters, seit über 20 Jahren Oerlikon Schlafhorst-Chef, bedauere die Situation zwar "ausdrücklich", man habe jedoch auf die Entwicklung reagieren müssen. Die Textilmaschinenbau-Branche in Deutschland habe in den vergangenen 18 Monaten über 60 Prozent Aufträge eingebüßt. "Ende 2008 haben wir geplant, dieses Jahr 103 Autocoro-Spinnmaschinen zu bauen, realisieren können wir weniger als 50. In Spitzenzeiten haben wir über 300 pro Jahr produziert", begründet er. Eine Insolvenz drohe dem Unternehmen zwar vorerst nicht, bis 2012 könnten aber höchstens noch 60 Maschinen hergestellt werden: "Der Markt wird nicht besser werden." Dennoch: "Lösungen zur Kostenreduzierung" sei Küsters gegenüber nicht abgeneigt.

Auch die IG Metall und die Belegschaft wollen Verhandlungen mit der Geschäftsleitung suchen: "Können die hellsehen, wie sich die Wirtschaftslage entwickeln wird? Textilien werden immer gebraucht, der Markt ist noch nicht tot", sagt Reimund Strauß.

Was mit dem Industriepark an der Blumenberger Straße, auf der Schlafhorst Hauptmieter ist, nach der Schließung passieren soll, ist derzeit noch unklar.