Stadt-Tour: Verborgenes Gedenken

Kriegerdenkmäler liegen in der Stadt oft versteckt. Die Theo-Hespers-Stiftung holt sie bei einer Stadt-Tour ins Bewusstsein.

Mönchengladbach. 12 000 Tote. Auf Steintafeln. Im Turminnern der evangelischen Friedhofskapelle Nordstraße. Vergessen und verborgen. "Viele der Kriegerdenkmäler sind versteckt", sagt Ferdinand Hoeren(73), Vorsitzender der Theo-Hespers-Stiftung. "Nur die Nachbarn wissen davon."

Zum ersten Mal führt die Stiftung historisch Interessierte bei einer Rundfahrt zu Kriegerdenkmälern. In drei Stunden zeigt sie 146Jahre Denkmalkultur. Eine Kultur, die sich mit der großen Zahl von Gefallenen im Ersten Weltkrieg wandelte.

Politik- und Geschichtswissenschaftler Karl Boland (56), der auch Vorstandsmitglied der Theo-Hespers-Stiftung ist, beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte und insbesondere mit der Denkmalkultur Mönchengladbachs.

Nach jahrelanger Recherche, bei der er auf rund 100 Kriegerdenkmäler stieß, klärt er bei seiner Führung über das nahezu unangetastete Thema auf.

An über neun Stationen werden die wichtigsten "Funde" gezeigt. Dass der Fischerturm von einem Bismarck-Denkmal "belagert" oder Kaiser Wilhelm I. der Kaiser-Friedrich-Halle den "Hof" schön machte, hat von den Teilnehmern bislang niemand gewusst.

Aufmerksam hören sie zu und folgen dem Leiter der Führung auf Schritt und Tritt von einem hinter einem Fußballplatz gelegenen jüdischen Kriegerdenkmal zu einem überaus künstlerischen Mosaik in einer Grundschule.

Sie staunen über die verborgenen Erinnerungsorte für die Mönchengladbacher Kriegstoten. "Man geht achtlos vorbei. Wenn nicht einmal wir Älteren von den Denkmälern wissen, wie sollen es dann die jungen Leute", sagt Hildegard Meuser (72).

Auch während der Fahrt von einer Stätte zur anderen tauchen die Teilnehmer im großen Reisebus mit einer Präsentation und digitalen Foto-Schau tief in die Gladbacher Kriegerdenkmalkultur ein.

Jeder entdeckt für sich, wie die Kriegerehrung von den Einigungskriegen ab 1864 bis zum Zweiten Weltkrieg an einem Nachmittag in Gladbach vorbeiziehen kann.

Axel Rayczik (41), der sich in der Jugendarbeit engagiert, wird klar: "Die Denkmalpflege der Stadt wird stiefmütterlich behandelt. Die Identifikation mit unserem Kulturkreis sollte nicht nur aus Markenlogos bestehen."

Und so steht für ihn wie alle anderen Mitgereisten fest: Weitererzählen werden sie ihre Entdeckungen und schließlich die Denkmäler aus ihrer Verborgenheit heben.