Wenn Eltern süchtig sind
Die Drogenberatung hilft verstärkt Kindern. Im Januar beginnt ein Projekt, das auf Gespräche und Stressbewältigung setzt.
Mönchengladbach. Jedes siebte Kind in Gladbach hat mindestens ein Elternteil, das von Medikamenten, Alkohol oder Drogen abhängig ist. Und die Zahl steigt noch. Dieser Start ins Leben bedeutet für Kinder ein "sechsmal höheres Risiko selbst suchtabhängig zu werden oder psychische Problem zu entwickeln", sagt Achim Brasseler von der Drogenberatung Mönchengladbach (Drobs).
Vorbeugend soll es mehr Hilfsangebote für Kinder und für suchtkranke Eltern geben.
"Wir wünschen uns, dass gegenseitige Hilfe und Offenheit einmal ein heilender Faktor sind", sagt Drobs-Mitarbeiterin Tanja Schmitz-Remberg.
In der Beratungsstelle an der Waldnieler Straße hat sich deshalb in den vergangenen Monaten einiges getan. Bunte Kissen, Kuscheltiere und eine Matratze laden zum Ausruhen ein, im Garten stehen Spielgeräte.
Die kinderfreundliche Gestaltung der Drogenberatung ist ein Hinweis darauf, dass die Einrichtung neue Wege geht. Gemeinsam mit Kooperationspartnern wie dem Jugendamt oder der Hochschule Niederrhein hat der Verein vor einem Jahr den Arbeitskreis "Hilfen für Kinder in suchtbelasteten Lebensgemeinschaften" gegründet.
Seit Weihnachten 2009 bietet die Drogenberatung Kindern und deren suchtkranken Eltern Freizeitaktivitäten an. Höhepunkt war jetzt eine Sommerferienaktion mit rund 20 Teilnehmern.
"Für Betroffene eine Möglichkeit, so etwas wie Normalität im Umgang mit anderen Familien zu haben", sagt Sozialpädagogin Tanja Schmitz-Remberg. Bei suchtabhängigen Eltern fehle es oft an Kraft und Geld, um Freizeit mit ihren Kindern zu erleben. Viele Familien seien daher isoliert.
Daher baut der Verein seine freizeitpädagogischen Aktivitäten ab Herbst weiter aus. Voraussetzung sei der Wunsch der Eltern, "dass es dem Kind gut geht und es unterstützt wird", sagt Brasseler.
Ein weiterer Baustein ist die Teilnahme am Forschungsprojekt Trampolin ab Januar. Gruppenpädagogische Arbeit soll Kindern helfen, "die Sucht der Eltern besser zu verstehen", so Schmitz-Remberg. "Es geht darum, Stress zu bewältigen und zu erkennen: Ich bin nicht Schuld an der Sucht meiner Eltern."