Streit um ein Stückchen Stadt

Der VdK befürchtet durch den Ausbau der Mayerschen im ehemaligen „Hemden Möller“ eine Einschränkung der Barrierefreiheit.

Mönchengladbach. Es gibt noch etlichen Beratungs- und Diskussionsbedarf rund um den geplanten Ausbau des alten Geschäftshauses „Hemden Möller“ an der Stresemannstraße. Die Mayersche möchte ihre beiden Rheydter Buchhandlungen in dem leer stehenden Gebäude zusammenlegen.

Nach den aktuellen Plänen will Investor Jessen das Haus für die Mayersche vergrößern. Dafür müsste ein Stück öffentlicher Fläche an ihn verkauft werden. Dabei handelt es sich um den Durchgang zur Marienkirche zwischen dem besagten Gebäude von „Hemden Möller“ und dem daneben liegenden McDonalds-Restaurant, der teilweise bebaut werden soll.

Gerade erst war die Debatte darüber auf Antrag der FDP und mit Mehrheit der Ampel in der Bezirksvertretung Süd von der Tagesordnung genommen, weil noch Beratungsbedarf bestünde (die WZ berichtete).

Nun gibt es weitere Bedenkenträger, die sich zu Wort melden. „Wir befürchten, dass der behindertengerechte Zugang zur Marienkirche und der dahinter liegenden Familienbildungsstätte und dem Kindergarten nicht mehr zur Verfügung steht“, sagt Bernhard Wilms, Vorsitzender des Sozialverbandes.

Wilms hat sich mit seiner Sorge an den Rheydter Bezirksvorsteher gewandt. Karl Sasserath (Bündnis-Grüne) steht dem aktuellen Bebauungskonzept auch aus städtebaulicher Perspektive skeptisch gegenüber.

„Eine Bebauung öffentlichen Raums sollte in erster Line doch eine Verbesserung für alle mit sich bringen und die Aufenthaltsqualität verbessern“, sagt der Bezirksvorsteher. Er sieht auch die Gefahr, dass der „Kleine Marienplatz“ abgeschnitten und damit als öffentlicher Raum verloren gehen könnte.

Joachim Roeske vom CDU-Ortsverband Süd, der sich für die Investorenpläne der Baufirma stark macht, hat Verständnis für die Einwände des VdK.

„Das sind aber alles Dinge, die im weiteren Planungsverlauf noch berücksichtigt und bedacht werden könnten“, sagt Roeske. VdK-Chef Wilms wiederum entgegnet: „Wenn man darüber nachdenkt, ist es häufig schon zu spät. Vorausdenken ist besser.“ Ihm ist nicht klar, warum die Barrierefreiheit bei den bisherigen Planungen von Investor und Stadt nicht mit einbezogen wurde.

Zu den Befürwortern des Projekts gehört mittlerweile die Pfarre St. Marien als Anrainer. Der Vorstand, dazu gehört Wolfgang Wolff, der in anderer Funktion auch Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Süd ist, sieht mit der geplanten Buchhandlung eine Bereicherung für die Kirche.

Einen Zusammenhang zwischen Parteizugehörigkeit und Befürwortung der Bebauung weist Roeske zurück. Das gelte genauso wenig für den Investor Joachim Bücker, Mit-Gesellschafter bei Jessen und ebenso Beisitzer des CDU-Orstverbandes.

Die FDP begründet den Beratungsbedarf der Ampel mit einem ausgefallenen Gespräch mit Baudezernent Andreas Wurff.

„Fragen zu Fluchtwegen, Barrierefreiheit, Angsträumen, aber auch zu dem Preis, den der Investor für dieses Stück öffentlichen Raum zahlt — das muss alles noch geklärt werden“, sagt Peter Dörrenberg, FDP-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung.