Therapeutisches Reiten: Kinder und Pferde sind die Stars

Eine ganze Zirkus-Show auf die Beine gestellt.

Mönchengladbach. In wenigen Minuten soll die Zirkusvorstellung beginnen. Naomi rollt mit dem Maul einen roten Teppich aus. Sie ist die sieben Jahre alte Stute von Reitpädagogin Elke Schulz und für ihren Auftritt als Elefant verkleidet.

Schulz und ihre Kollegin Angelique Peschke haben auf einem Reitplatz in Günhoven neun Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren zu Gast, mit denen sie das Ferienprogramm „Wir machen Zirkus“ spielen.

Jule sitzt bereits auf dem Rücken von Rocky, der in der Vorstellung als Kamel auftritt. Gerade reitet die Sechsjährige an Mutter Claudia Heinrichs vorbei, die ihr stolz zuwinkt. „Jule ist schon seit zwei Jahren dabei. Sie hat viel Spaß am Reiten“, sagt sie. Inzwischen hat die Vorstellung begonnen.

Das „Kamel“ Rocky macht, angeleitet von einem Kind, einen Knicks vor den rund 20 Zirkusbesuchern am Rande des Reitplatzes. Nebenan steht ein Mädchen freihändig auf dem Rücken von Naomi. Es gibt den ersten Applaus. Inzwischen hat auch „Löwe“ Youngster die Manege betreten. Es ist der Husky-Mischling von Elke Schulz. Die Kinder schicken den Hund durch einen Tunnel und lassen ihn über kleine Hürden springen.

Die fröhlich lachenden Kinder sind für die „Zirkusdirektorinnen“ Peschke und Schulz die größte Belohnung. Das Besondere an diesem Tag: Es handelt sich um eine integrative Gruppe, in der auch Kinder sind, die an einem Aufmerksamkeitsdefizit (ADHS) leiden. Das fällt aber nicht auf. Kinder machen im Umgang mit Pferden positive Erfahrungen, so die Pädagoginnen.

„Pferde setzen ganz andere Grenzen als Menschen. Wenn sie etwas nervt, schubsen sie die Kinder höchstens mal leicht zur Seite“, sagt Schulz. „Im Umgang mit den Tieren bekommen Kinder viel Selbstbewusstsein. In der Gruppe lernen sie, Rücksicht zu nehmen. Außerdem wird ihre Grob- und Feinmotorik gestärkt“, ergänzt Peschke.

Die Frauen haben zusammen beim Institut für Pferdegestützte Therapie in Koblenz eine zweijährige Weiterbildung zur Reitpädagogin absolviert. Sie arbeiten seit rund drei Jahren zusammen. Nach rund 20 Minuten ist die Zirkusvorstellung vorbei. Begleitet vom Applaus des Publikums verlassen die Kinder die Manege und bekommen von den beiden Pädagoginnen ein dickes Lob: „Ihr seid reif für den großen Zirkus!“. Jule kuschelt noch mal mit Rocky, der jetzt nicht mehr Kamel, sondern wieder Pferd ist.