Verein für Heimatpflege besucht Moschee in Viersen

Der Verein will auf diese Weise zur Verständigung zwischen Christen und Muslimen beitragen.

Viersen. „Wir springen einfach mal ins Gebet“, lud Susanne Laurenz ihre Gäste in die Moschee der Türkisch-Islamischen Union an der Süchtelner Straße ein. Das Vorstandsmitglied des Vereins für Heimatpflege war ebenso enttäuscht wie ihr Kollege Fred Pollmanns, dass zwar viele der Einladung des Vereins zur Führung durch die Moschee gefolgt waren, aber leider nur wenige Kinder. Und gerade die sollten doch einmal unter dem Titel „Meine Heimat — Deine Heimat“ die Kultur der Menschen kennenlernen, die mit ihnen die Heimat teilen.

Heimat bedeutet die „Beziehung zwischen Mensch und Raum“ und so nennen nicht nur deutsche, sondern auch türkische Kinder Viersen ihre Heimat. Wie sehr sich die Kulturen schon im Kleinen unterscheiden, stellten die Kinder schnell fest: Muslimische Kinder toben durch die Moschee, während rund 30 Männer in ihr Gebet versunken sind. Das gibt es in einer christlichen Kirche nicht. Dafür gibt es dort keinen extra Raum für Frauen — wesentlich bescheidener als der große Gebetsraum, der mit handgefertigten Kacheln aus der Türkei und dekorativen Bildern prachtvoll ausgeschmückt ist.

Die Führung durch die Moschee übernahmen die Damen Karci und Ökzan in einwandfreiem Deutsch, während Imam Recep Erdogdu, das Oberhaupt des Vereins, der seit zwei Jahren mit seiner Frau und drei seiner vier Kinder in Viersen lebt, seine Deutschkenntnisse noch etwas versteckt hielt und lieber aus dem Türkischen übersetzen ließ. Die Bedeutung der Predigtkanzel, auf die der Imam an jedem Freitag und zu den beiden islamischen Feiertagen steigt sowie der Schriftzeichen, die den Betenden die Lage von Mekka anzeigen, wurde genauso interessiert aufgenommen wie die Legenden, die sich um den Propheten Mohammed und seine Familie ranken. Auch das Sitzbecken mit dem Mikrofon hat eine Bedeutung: „Ein Minarett haben wir leider nicht, das hat die Stadt Viersen nicht genehmigt. Deshalb muss der Imam von hier aus zum Gebet rufen.“

So erklärt sich auch, dass die meisten Viersener gar nicht wissen, dass sich mitten in ihrer Stadt ein islamisches Gebetshaus befindet. Nachdem alle inzwischen trotz der Teppiche kalte Füße hatten — die Schuhe müssen draußen ausgezogen werden — setzten sich die Kinder zusammen und übten die dekorativen arabischen Schriftzeichen einmal nachzuzeichnen — vielleicht der Beginn gemeinsamer Übungen mit ihren türkischen Mitschülern.