Verein: Meerwind statt Jammer
Mit Segeltörns will ein neuer Verein Menschen mit oder nach Krebs Lebensmut geben.
Mönchengladbach. Ein Schiff unter vollen Segeln auf dem Wattenmeer: Die Crew packt an, setzt Segel oder holt sie ein, leitet das Wendemanöver ein, arbeitet in der Kombüse, macht klar Schiff. Das Besondere an der Mannschaft: Es handelt sich um Menschen, die von der Diagnose Krebs betroffen sind. "Die Teilnehmer können hier ihre eigene Stärke neu entdecken, Lebensmut gewinnen und mit Menschen zusammen sein, die das gleiche Schicksal teilen", erklärt Hartmut Magon, katholischer Krankenhausseelsorger und Vorsitzender des neu gegründeten Vereins Meerwind.
Obwohl der Verein Meerwind, der die Segeltörns für von Krebs Betroffene anbietet, erst vor zwei Wochen gegründet wurde, gibt es schon viele positive Erfahrungen. Denn der Verein ging aus dem Projekt Meerwind hervor. Dieses Projekt existiert seit sieben Jahren. Ins Leben gerufen vom Krankenhausseelsorger Hartmut Magon und unterstützt von den Kliniken Maria Hilf. Acht Reisen wurden bereits organisiert, jeweils eingebettet in Gruppensitzungen zu Vor- und Nachbereitung bei Krebs.
Zwölf bis vierzehn Teilnehmer gehen pro Reise an Bord, begleitet von einem dreiköpfigen Leitungs-Team, das auf die ärztlichen, sozialen und seelsorgerischen Aspekte achtet. Die Teilnehmer sind gemischt: Es gibt solche, die noch in der Therapie sind, solche, die sie gerade abgeschlossen haben, und solche, deren Erkrankung schon Jahre zurück liegt. "Diese Mischung ist sehr positiv. Denn sie ermöglicht den Teilnehmern, zu erfahren, wie andere mit der Krankheit umgehen", erläutert Hartmut Magon das Konzept. "Es wird an Bord nicht ständig über Krebs gesprochen. Aber weil alle betroffen sind, kann man offen mit dem Thema umgehen."
Selbstverständlich wird an Bord nicht nur gearbeitet, es gibt auch die Möglichkeit zu vielen Gesprächen, zu beschaulicher Betrachtung und Ruhe. Für die Teilnehmer gewinnen die Natur- und Gemeinschaftserfahrungen eine neue Qualität. "Diese eine Woche hat mir mehr gebracht als drei vorhergehende Rehas", zitiert Magon einen Teilnehmer.
Wichtig ist den Initiatoren, dass keine soziale Auswahl getroffen wird. Jeder Teilnehmer zahlt 265 Euro für die Gruppensitzungen und den Segeltörn. Den Rest der wesentlich höheren Kosten trägt der Verein, das heißt die Unterstützer wie Maria Hilf oder Privatleute. Der Verein hofft noch auf finanzielle Unterstützung durch die Krankenkassen. "Es handelt sich schließlich um eine sehr wirkungsvolle Reha-Maßnahme und psychosoziale Nachsorge", betont Magon.