Würstchen für Gewerkschafter

Mitbestimmung: Mit einem Fest begrüßte die IGMetall rund 500 neue Betriebsräte in der Region Gladbach.

Mönchengladbach. Am Freitagnachmittag wurde bei der IG Metall erst mal gefeiert: mehr als 14000 Wahlberechtigte hatten in den Betrieben der Textil- und Metallindustrie sowie in den Handwerksbetrieben der Region ihre Betriebsräte gewählt.

Die Gewerkschaft kann zufrieden sein. 85 Prozent der Gewählten gehören der IG Metall an. "Es sind unsere Betriebsräte, die für gute und sichere Arbeit sorgen", ist sich Reimund Strauß, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Mönchengladbach, sicher. Auffällig, dass viele Betriebsräte eher ältere Semester sind. Gibt es Nachwuchsprobleme? "Nein", meint Strauß: "Das spiegelt eher die Altersstruktur vieler Betriebe wieder. Die jüngeren Beschäftigten hatten oft Zeitverträge und mussten in der Krise als erste gehen."

Nachwuchsprobleme kann auch Udo Heß, Betriebsratsvorsitzender beim Kabelhersteller Nexans, nicht erkennen. "Wir haben sehr engagierte, vielversprechende jüngere Kollegen im Betriebsrat", lobt er. Seit 16 Jahren ist er Betriebsrat und noch immer mit Spaß dabei. "Wenn man Kollegen helfen kann, ist das ein echtes Erfolgserlebnis", meint er.

Und womit werden Betriebsräte nicht alles konfrontiert: Natürlich geht es um Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, mit Vorgesetzten und Kollegen, um Geld und Arbeitszeiten, aber auch um Privates wie Schulden, Drogen oder Eheprobleme. "Manchmal steht ein Kollege auch abends bei mir vor der Tür und will über seine Probleme reden", erzählt Udo Heß.

630 Mitarbeiter hat Nexans und momentan ist die Situation stabil. "Aber die Arbeit wird immer kurzfristiger geplant, Schichtpläne ständig geändert", klagt der Betriebsrat. "Wir leben von der Hand in den Mund."

Ähnlich stellt sich die Situation bei der ehemaligen Gießerei Monforts, dem heutigen EGM Automotive, dar. Hier wird zwar nach 22 Monaten Kurzarbeit seit Jahresbeginn wieder normal gearbeitet, aber die Schwierigkeiten bei der Vorfinanzierung der Aufträge hängen wie ein Damoklesschwert über der Firma. "Die Auftragslage hat sich gebessert, aber man kann einfach nicht sicher sein, wie es weitergeht", beschreibt Betriebsrat Ahmet Özkan die Lage. "Wir sind noch nicht durch die Krise, uns steht noch eine Menge bevor", meint der IG-Metall-Bevollmächtigte Reimund Strauß.

Deshalb sollen die Betriebsräte an diesem sonnigen Freitagnachmittag bei kühlen Getränken, Gegrilltem und Livemusik erst einmal Kraft tanken. rie