Zeugnis jüdischer Geschichte

Die bei Arbeiten gefundene Thorarolle kann nun in Schloss Rheydt bewundert werden.

Mönchengladbach. Die Ausstellung der Mönchengladbacher Stadtgeschichte, beheimatet in der Vorburg von Schloss Rheydt, ist um ein außergewöhnliches Exponat erweitert worden. In einem dafür neu gestalteten Raum sind die Fragmente einer Thorarolle zu sehen, die wahrscheinlich in das 19. oder 18. Jahrhundert zurück datiert werden kann. „Ein einzigartiges Zeugnis jüngerer jüdischer Geschichte, das in einem Stadtmuseum eine Seltenheit ist“, sagt Museumsdirektor Karlheinz Wiegmann.

Handwerker hatten die Thorarolle 2002 bei Bauarbeiten unter dem Dach des Hauses an der Konstantinstraße 118 in Giesenkirchen gefunden. Hier wohnte bis 1938 die jüdische Familie Wallach.

Hermann-Josef Wallach war Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Rheydt. Das Gotteshaus an der Wilhelm-Strater-Straße wurde 1938 in der Reichspogromnacht zerstört. „Wahrscheinlich stammt die Rolle aus der Rheydter Synagoge. Es kann aber nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden“, sagt Wiegmann. Auch lasse sich nicht rekonstruieren, woher die Schäden an der 20 Meter langen Rolle stammen.

Der Fund wurde vorsichtig gereinigt, aber nicht restauriert. Wenn eine Thorarolle alt und die Buchstaben nicht mehr lesbar sind, sei sie nicht mehr koscher: „Sie wird beerdigt oder zum Lehr- oder Ausstellungsstück“, erklärt Leah Floh, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. Diese ist Besitzerin der kostbaren Schriftenrolle und hat sie dem Städtischen Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Dort wird das Fragment unter anderem gemeinsam mit einer intakten Thorarolle ausgestellt. Die hebräische Bibel enthält die fünf Bücher Moses, aus denen zu jüdischen Gottesdiensten und Festen vorgelesen wird. Sie ist die „Quelle der jüdischen Identität“, sagt Leah Floh. Ein Jude würde zuerst dieses Heiligtum in Sicherheit bringen, bevor er sein eigenes Leben rettet, sagt die Vorsitzende.