Beeindruckendes Konzert in Haan Musikalischer Fluss reißt das Publikum mit

Haan · Das Sinfonische Blasorchester der Musikschule Haan beeindruckte jetzt mit seinem alljährlichen Konzert „Musik Spezial“ die Zuhörer in der hervorragend besetzten Aula des städtischen Gymnasiums.

Ein Jahr lang hatte die Gruppe für das 17. Konzert geprobt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Panta Rhei“ – aus dem altgriechischen übersetzt mit „alles fließt“ – beschreibt nach Heraklit den ständigen Prozess des Werdens und Wandels, dem alle Vorgänge unterworfen sind. Wer von einem Konzert, dem diese Formel aus der griechischen Philosophie als Titel dient, schwere Kost und sperrige Tonfolgen erwartete, wurde jetzt in der Aula das Haaner Gymnasiums eines Besseren belehrt: Denn die acht Werke zeitgenössischer Komponisten, die das Sinfonische Blasorchester der Musikschule Haan unter Leitung von Thomas Krautwig präsentierte, waren zwar spielerisch überaus anspruchsvoll, für das Publikum jedoch stets eingängig.

So erzeugten die Melodien vor dem geistigen Auge des Zuhörers Bilder von unberührten Landschaften, im Wind tanzendem Herbstlaub, wilden, reißenden Strömen und im rötlich-violetten Abendhimmel dahingleitenden Wolken. Nicht selten ließen die kraftvollen, heiteren und melancholischen Themen dabei an große Filmsoundtracks früherer Jahrzehnte denken – und das kam nicht von ungefähr: Schließlich hatte zum Beispiel Rossano Galante, dessen Komposition „Beyond the Horizon“ zum Repertoire des Haaner Ensembles zählte, als Orchestrator für Hollywood-Produktionen gearbeitet.

Melodramatisch, mit vielen Stimmungswechseln, wurde es auch gleich zum Auftakt des rund zweistündigen Programms: Dann nämlich vertonten die 40 Bläser – ergänzt durch Schlagzeug und E-Bass – den erbitterten Kampf Mensch gegen Ungeheuer: „Pilatus – Mountain of Dragons“ aus der Feder von Steven Reineke erzählt die Geschichte eines Drachen, der hoch oben auf einem Alpengipfel bedrohlich über der Stadt Luzern thront – bis einige mutige Abenteuer ihm die Stirn bieten. Am Ende steht die Versöhnung.

Die leuchtenden Farben des „Indian Summer“ wiederum setzten die Musiker mit „October“ von Eric Whitacre sanft, romantisch und geheimnisvoll in Töne um. Warme Klangteppiche und hymnische Passagen lenkten die Gedanken der Zuhörer in „Voices of the Sky“ von Samuel Hazo auf die unendliche Weite des sich immer wieder verändernden Himmels. Und stets tauchte – gemäß dem Konzertmotto – das Motiv des Flusses auf.

Die vielfältigsten Erscheinungsformen von Wasser entdeckten die Zuhörer in „Liquid“ von Jay Bocook: Da entwickelte sich aus dem mit Fingerschnipsen dargestellten Tropfen des Wassers über das leise, vom Regenmacher erzeugte Rieseln eine mächtige Brandung mit tosenden Wellen, verkörpert mit vollem Orchestereinsatz und großer Energie. Das komplexe Werk mit einem Hauch von Jazz galt als das schwierigste des Abends. Und wo es schon ums Fließen ging, durfte natürlich auch der längste und geschichtsträchtigste Fluss Deutschlands nicht fehlen: Nach humoriger Anmoderation von Hornist Leon Lutterbeck nahmen die Musiker die Zuhörer mit auf die überaus motivreiche „Rheinreise“ von Thorsten Wollmann. Da ging es musikalisch vom entrückt liegenden Paradiesgletscher hinab auf die viel befahrene Schifffahrtsroute, vorbei an mittelalterlichen Burgen und dem mächtigen Kölner Dom bis zum eher gemächlich in Richtung Nordsee gleitenden Niederrhein.

(ied peco)