In Deutschland, Belgien und den Niederlanden Nato-Dokument bestätigt Präsenz von Atomwaffen rund um NRW

Düsseldorf · Ein Nato-Dokument bestätigt, dass in Ortschaften in Deutschland, Belgien und den Niederlanden Fliegerbomben der US-Armee stationiert sind. Drei Standorte befinden sich nahe NRW - so auch Volkel, etwa 43 Kilometer von Weeze entfernt.

Der Militärflugplatz Volkel in den Niederlanden lagert offenbar US-Atomwaffen. (Archivbild von 2014.)

Foto: dpa/Jeroen Jumelet

Es wurde lange Zeit vermutet, nun findet sich eine Bestätigung der Standorte für US-Atomwaffen in unserer Region in einem Dokument der Nato.

In dem Bericht „Eine neue Ära der nuklearen Abschreckung? Modernisierung, Rüstungskontrolle und die alliierten Nuklearkräfte“ (“A new era for nuclear deterrence? Modernisation, arms control, and allied nuclear forces“), der vom Verteidigungs- und Sicherheitsausschuss am 1. Juni in Bratislava in der Slowakei an Abgeordnete aus NATO-Mitgliedsstaaten ausgeteilt wurde, fand sich die Bestätigung der Präsenz der Atomwaffen schwarz auf weiß. Der Nato-Bericht wurde am 16. April vom kanadischen Vizepräsidenten der Parlamentarischen Versammlung des Bündnisses, Joseph A. Day, unterzeichnet. Darin werden sechs Stützpunkte aufgeführt, an denen die „rund 150 B61-Fliegerbomben“ der US-Armee „im Rahmen ihres Nato-Einsatzes“ in Europa stationiert sind. Neben Volkel in den Niederlanden, Kleine Brogel in Belgien und Büchel in Rheinland-Pfalz liegen demnach die Basen in der Türkei sowie zwei in Italien.

Der Verstoß fiel den Zuständigen zwar auf und die Angaben zu den Militärbasen wurden in einer neuen Version des Berichtes am 11. Juni entfernt, doch das ursprüngliche Dokument lag zu dem Zeitpunkt schon niederländischen und belgischen Medien vor.

Nato distanziert sich von Bericht

Die Nato distanzierte sich von dem Bericht. Es handle sich nicht um ein offizielles Nato-Dokument, sondern um ein Arbeitspapier von Mitgliedern der parlamentarischen Versammlung, sagte ein Nato-Vertreter zu der Nachrichtenagentur AFP.

Der belgische Parlamentsabgeordnete der Grünen, Samuel Cogolati, sieht einen Bruch Belgiens mit dem 1968 unterzeichneten Atomwaffensperrvertrag. Zwar sei es schon lange ein offenes Geheimnis gewesen, dass derartige Waffen in Kleine Brogel stationiert seien, sagte Cogolati. Aber jetzt liege ein „offizieller Bericht der Nato“ vor, der dies bestätige. Es brauche nun eine transparente Debatte und ein Ende der Heuchelei und der Lügen, forderte der Grüne.

Auch in den Niederlanden galt die Präsenz der US-Atomwaffen als bekannt und wurde oft als „schlecht gehütetes Geheimnis“ bezeichnet. Zwei Politiker hatten 2013 bereits in Interviews mit niederländischen Medien gesagt, dass sich auf dem Militärflugplatz Volkel, der in der Provinz Nordbrabant liegt, die Waffen befinden würden – trotzdem blieb die Sache ein Staatsgeheimnis und wurde nicht offiziell bestätigt.

Die B61-Fliegerbomben sind leichte frei fallende Wasserstoffbomben, die an Kampfflugzeugen mit hoher Geschwindigkeit zum Einsatz gebracht werden können.

Seit dem Ausstieg der USA und Russlands aus dem INF-Abrüstungsvertrag ist auch in Deutschland die Furcht vor einem neuen nuklearen Wettrüsten gewachsen. Nach Nato-Angaben ist derzeit keine Stationierung neuer Atomwaffen in Europa geplant.

(Mit Material der afp.)