Pläne der Kunstakademie Düsseldorf „Der Neubau ist nicht von heute auf morgen zu haben“
Düsseldorf · Die Rektorin beschreibt den Weg für die geplante Erweiterung. Derweil wurden wichtige Professorinnen und Professoren berufen.
Studierende und Lehrende an der Eiskellerstraße sind aus der Sommerpause zurück. Doch wie geht es weiter mit der aus allen Nähten platzenden Kunsthochschule? Wie sehen die Neubau-Pläne aus? Am Rande der Festivitäten in der Aula, wo generell die Absolventen verabschiedet werden, sprachen wir mit Rektorin Donatella Fioretti. Ihre freudige Nachricht: „Der Raumbedarf ist mithilfe eines externen Büros erstellt, und zwar genau nach den bundeseinheitlichen Quadratmeter-Zahlen für Lernende und Lehrende, Werkstätten und Verwaltung. Nun kann konkret die Erweiterung von Werkstätten und Ateliers geplant werden. Der Neubau ist aber nicht von heute auf morgen zu haben, zunächst geht es konkret um den Standort.“
Als Erweiterungsflächen sind weiterhin die grüne Wiese an der Akademie, aber auch die Rampe an der Oberkasseler Brücke im Gespräch mit der Stadt. Selbst alte Pläne einer Aufstockung des historischen Gebäudes an der Eiskellerstraße oder der Pfandleihe werden „als Programmbausteine“ neu diskutiert. In diesem Zusammenhang tauchen Fragen auf, alle Werkstätten im Rheinflügel unterzubringen, sofern die Statik dies zulässt, oder den Altbau nur für die Ateliers der Studierenden bereitzuhalten. Von der Verlegung der Staatsanwaltschaft, dem Nachbarn der Akademie, ist keine Rede. Erst wenn alle Standort-Fragen geklärt sind, könne der Wettbewerb gestartet werden.
Nur eines steht für die 62-jährige Architektur-Professorin fest: Das Rektorat dauert nur vier Jahre. 2027 gibt es Neuwahlen. Das heißt für sie: „In meiner Amtszeit als Rektorin wird es keine Einweihung geben. Ich mache es nur noch für zweieinhalb Jahre. Bis dahin ist der Erweiterungsbau noch nicht eingeweiht, aber auf den Weg gebracht.“
Erfreulich sind die Berufungen. In der Aula wurden zwei Vertretungsprofessoren mit Beifall begrüßt. Es sind der englische Video-Pionier Ed Atkins (42), ein Profi spektakulärer Avatare, der John Morgan vertritt. Ari Benjamin Meyers (52), der das klassische Konzertformat durch Kunst erweitert, übernimmt die Professur von Dominique Gonzalez Foerster. Neue Professorinnen ohne zeitliche Beschränkung sind die in Berlin lebende schwedische Bildhauerin Nina Canell und die gebürtige Düsseldorferin Kati Heck, die Malerei in Antwerpen studierte und seitdem dort lebt. Markus Quent wird Junior-Professor für Philosophie.
Zeitgleich zum Semesterbeginn wurde auch die neue Ausstellung am Burgplatz eröffnet, mit der die Künstler-Professoren auf sich selbst aufmerksam machen, indem sie den „Bildspeicher“ der Akademie-Galerie durch großzügige Geschenke füttern. Entstanden ist eine kurzweilige Schau mit vielen spielerischen Zügen. So präsentiert sich Koenraad Dedobbeleer als Abgesandter aus Brüssel, der Heimat der Schlümpfe, als Schalk der Bildhauerei. Er trennt sich von Nippes, aber mit System, und dekorativ auf grünen Kuben angebracht. In seinen Fundstücken glossiert er die Macht des Goldes und der Kunst. So zeigt er ein Satireblatt mit einem Fettwanst auf einem Bierseidel, der dringend Toilettenpapier für seinen Allerwertesten braucht, aber in der Sitzhaltung die berühmte Denker-Skulptur von Auguste Rodin glossiert.
Ähnlich prosaisch geht der Konzeptfotograf Christopher Williams mit der klassischen Bildhauerei um, indem er das Motiv von Standbein und Spielbein in zwei nackten Füßen wiedergibt, wobei sich eine Socke mit nackter Ferse gegen ein Schienbein stützt, damit sie nicht fällt. Ganz anders der britische Typograf John Morgan, der das von ihm gestaltete „Book of Common Prayer“, die Agenda der Anglikanischen Kirche, in eine Vitrine legt und die Seite des „Vaterunser“ aufschlägt. Eine weitere auratische Arbeit entstand zur Architekturbiennale 2012 in Venedig, als er für den Kurator David Chipperfield ein Buchstaben-Alphabet für ein neues Wegweiser-System entwarf.
Ein erstaunliches Präsent überreichte Rita McBride. Es besteht aus 33 stählernen, vergrößerten Schlüsseln. Die Motive kommen aus aller Herren Länder. Sie sind Botschafter an ihre Studierenden, immer ein Schlüsselloch zu finden, um Objekte oder einfach nur Gedanken zu öffnen. Sie sind in gewisser Weise auch ein vorzeitiges Abschiedsgeschenk, denn im Sommer hört die Amerikanerin an der Akademie auf. Ihr großes Atelier hat sie schon aufgegeben und ein kleines am Eiskellerberg bezogen.
Viel Arbeit machte sich Sabrina Fritsch, indem sie die Video-Koje in der Galerie am Burgplatz mit schwarz-weißen Karos in Acrylfarbe auf Jute in eine strenge Struktur verwandelte. Diese große Raumarbeit lässt sich in kein Archiv packen, sie existiert später nur noch als Foto. Yesim Akdeniz wickelte ihr Selbstporträt in Textilien, Polsterung, Seile und Knöpfte, während Alexandra Bircken für ihren „Knut“ aus Polyesterwatte die Transportkiste gleich mitgebracht hat. Da machte es die scheidende Franka Hörnschemeyer den Archivaren einfacher, indem ihr Alu-Screening aus Wabenverbundplatten klappbar ist.