Rundfunk-Pionier Prälat brachte die Kirche ins Radio

Haan · Der als „Rundfunkprälat“ bekannt gewordene Gruitener Bernhard Marschall wurde am 1. Weihnachtstag 1888 geboren.

Prälat Marschall vor dem Rundfunkmikrofon.

Foto: Archiv St. Nikolaus

(Red) Als er am 1. Weihnachtstag 1888 geboren wurde, war Rundfunk noch kaum vorstellbar. Bis zur ersten offiziellen Ausstrahlung einer Radiosendung sollten noch 35 Jahre vergehen. Aber für Bernhard Marschall hat der Rundfunk neben seinem Priesteramt einen großen Teil seines Lebens maßgeblich mitbestimmt. Er war ein Rundfunkpionier, und durch ihn wurde Gruiten vor genau 77 Jahren zum Übertragungsort kirchlicher Sendungen.

Traditionsfreude dürfe kein Grund zum Abseitsstehen sein, befand Marschall, der 1913 mit gut 24 Jahren im Kölner Dom zum Priester geweiht worden war 1929 wurde der Gruitener zum Generalsekretär der Internationalen Katholischen Rundfunkkommission ernannt. Marschalls „Internationales katholisches Rundfunkbüro“ in Düsseldorf wurde 1938 von der Gestapo geschlossen. Nach Kriegsende knüpfte er an seine im Nationalsozialismus unterbundene Tätigkeit an und wurde im August 1946 von der Plenarkonferenz der deutschen Bischöfe mit dem (Wieder-)Aufbau katholischer Rundfunkarbeitsgemeinschaften betraut. Was vor der Nazizeit noch nicht möglich war, weil die Bischöfe es nicht wollten, wurde nun verwirklicht: Gottesdienste wurden im Radio übertragen. Die erste Übertragung aus Gruiten erfolgte am 8. August 1946, also vor 77 Jahren. Von einer Übertragung 1952 sind Zeitungsberichte bekannt.

Ernennung zum Gruitener Ehrenbürger im Jahr 1953

Marschall selbst hob als Glanzlicht seiner Zeit als „Rundfunk-Prälat“ eine Messe hervor, die aus Rom übertragen wurde. Papst Pius XII., der als großer Freund des deutschen Rundfunks bekannt war, habe sich gewünscht, dass das deutsche Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ in seiner Papstmesse gesungen würde: „Als das in allen Sprachen der Welt erklang, da wäre mir beinahe die Stimme am Mikrofon verschlagen.“

Der Gemeinderat ernannte den Rundfunkprälaten 1953 zum Gruitener Ehrenbürger und widmete ihm nach seinem Tod (1963) die „Prälat-Marschall-Straße“. Sein Grab liegt auf der Ostseite des alten St.-Nikolaus-Turms.

(RP)