Rat der Künste tagt Das neue Sprachrohr der Kulturszene
Düsseldorf · Ein Vorstandsmitglied ist zurückgetreten, dafür rückt der Leiter des Theatermuseums auf. Was im Rat der Künste los ist und was der Neubau der Oper damit zu tun hat.
Eigentlich ist im Rat der Künste (RdK) nur alle drei Jahre eine Neuwahl vorgesehen, die nächste sollte darum erst im nächsten Jahr sein. Doch eines der beiden Vorstandsmitglieder, Robert Koall – Chefdramaturg und stellvertretender Generalintendant am Düsseldorfer Schauspielhaus – ist auf eigenen Wunsch von seinem Sprecherposten zurückgetreten.
Was ist passiert? Der Rat der Künste, der sich für die Kulturschaffenden in Düsseldorf einsetzt und aktuell aus 14 Mitgliedern besteht, hat sich in der Diskussion um einen Neubau der Oper an der Heinrich-Heine-Allee für ein Moratorium ausgesprochen. Angesichts der Preissteigerungen und der erwarteten Mindereinnahmen bei der Stadt sei die Milliardeninvestition in eine einzelne Kultursparte „politisch kaum vermittelbar“, hieß es in der Stellungnahme des Rats im Juni.
Falscher Eindruck: Schauspielhaus spreche sich gegen die Oper aus
In diesem Zusammenhang sei in der Öffentlichkeit fälschlicherweise der Eindruck entstanden, dass sich das Schauspielhaus öffentlich gegen die Oper ausspreche – ein Missverständnis, dem sich Koall „nicht länger aussetzen wollte“, sagt Corina Gertz, die Sprecherin bleibt. Dabei seien die Mitglieder nicht als Vertreter ihrer jeweiligen Institutionen im Rat, sondern als „Privatpersonen mit Expertise im Kulturbereich“.
Koall bleibt Mitglied im Rat, der neue Sprecher neben Gertz steht bereits fest: Sascha Förster, Institutsleiter des Theatermuseums. „Es ist eine große Freude, sich für die Kulturschaffenden in Düsseldorf einzusetzen, und das jetzt auf größerer Bühne machen zu dürfen, ist ein Privileg“, sagt Förster.
Was ihn in seiner neuen Rolle erwartet: „Unser Job ist es zu gucken, dass 14 unterschiedliche Meinungen zu einer Position des Rates der Künste werden.“ Doch die Arbeit geht weit über die Sitzungen hinaus: „Durch unsere monatlichen Treffen kommen bestimmte Fragen auf, an die ich nicht gedacht hätte, weil sie mich in meinem Job nicht betreffen. Unser Job besteht ja auch daraus, zuzuhören und zu verstehen, um das dann weiterzutragen. Das ist eine Sensibilisierung, die durch den Rat der Künste passiert.“
Nicht nur viel Arbeit bringt der Sprecherposten mit sich: „Natürlich lerne ich auch viel über die Kunst- und Kulturszene in Düsseldorf, das ist das Spannende an dem Job“, so Förster. „Ich bin ja eigentlich festgelegt auf bestimmte Sparten. Hier habe ich aber die Möglichkeit, auch Sparten kennenzulernen, die ich über das Theatermuseum nicht kennenlernen werde.“
Friede, Freude, Eierkuchen ist im Rat aber keineswegs angesagt: „Wir können uns auch mal richtig streiten“, sagt Gertz, „aber wenn die Sitzung vorbei ist, dann können wir ein Bier miteinander trinken. Natürlich haben wir verschiedene Meinungen, das ist auch gut so. Ich glaube, wir wären auch kein guter Rat, wenn wir nicht wirklich aushandeln würden.“ Grundsätzlich verfolgen die Mitglieder das gleiche Ziel: „Am Ende setzen wir uns alle dafür ein, dass es den Kulturschaffenden gut geht“, so der neue Sprecher. Und auch in der Kulturpolitik wolle jeder das Beste für die Kultur, unterschiedlich seien nur die Prioritäten. „Ich glaube, wir als Rat haben andere Vorstellungen von Zeitlichkeit. Wir würden Dinge schneller umgesetzt sehen wollen, als das manchmal passiert.“
Der neue Sprecher leitet seit 2021 das Theatermuseum. Ursprünglich hatte er einen anderen Berufswunsch: „Wie fast alle Theaterwissenschaftler wollte ich erst Schauspieler werden und, surprise, surprise, wurde nicht aufgenommen an diesen Schauspielschulen. Mein Plan B war dann Theaterwissenschaften.“ Für sein Studium zog er von Halle in Sachsen-Anhalt nach Berlin, „weil man da viel Theater gucken konnte und ich im Osten bleiben wollte“. Auch das Miteinander war für ihn damals schon wichtig: „Ich war ganz früher, als ich auch mal selbst Theaterpraxis gemacht habe, in einem Performance-Kollektiv, und das hat vom kollaborativen Arbeiten gelebt. Ich hasse es, mich zu streiten, mir liegt es eher, mit Leuten gemeinsam an Dingen zu arbeiten.“
Der Rat der Künste wurde 2018 gegründet. Die Arbeit der Interessenvertretung habe sich unter anderem in der Aufnahme des Rats in den Kulturausschuss, der Schaffung von 50 neuen Ateliers sowie der Aufhebung der Altersgrenzen beim Luise-Strauss-Preis des Landschaftsverbands Rheinland und bei den Düsseldorfer Förderpreisen für bildende Kunst, Literatur und Wissenschaft niedergeschlagen, so Gertz, die von Anfang an als Sprecherin dabei war: „Unsere Vorschläge und Anregungen werden in Verwaltung und Politik positiv angenommen. Bestimmte Inhalte des Koalitionspapiers von CDU und Bündnis 90/Die Grünen sind durchaus auf Impulse des RdK zurückzuführen.“