Ausstellung: Meisterhafte Struktur und Komposition von Helmut Hahn

Das Kreismuseum Zons zeigt eine beeindruckende Auswahl von Zeichnungen des 85-jährigen Künstlers Helmut Hahn.

Rhein-Kreis Neuss. Günther Kallen, Kurator der Ausstellung „Helmut Hahn — Mit feinem Strich in den Raum“, die das Kreismuseum Zons ab Sonntag zeigt, liest im Oeuvre des 85-jährigen Künstlers wie in einem Buch: „Das Jahr 1970 markiert eine Zäsur im Werk Hahns. Ab da kam etwas völlig Eigenständiges in seine Arbeiten.“ Hahn, 1928 in Mönchengladbach geboren, studierte unter anderem an der Düsseldorfer Kunstakademie und lehrte von 1970 bis 1989 als Professor für Textildesign an der Fachhochschule Niederrhein Krefeld.

Um solche Veränderungen, Begegnungen und Einschnitte in Hahns Biografie und Werk für die Betrachter sichtbar zu machen, hat Kallen die Schau in vier Kapitel gegliedert. Sie beginnt mit Hahns Schaffen in den frühen 60er Jahren und endet mit Arbeiten aus den späten 80ern. So offenbart sich einerseits die hohe zeichnerische Qualität Hahns und zum anderen seine intensive Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Kunstrichtungen.

So sind im ersten Teil, unter dem Titel „Informel“, eine Reihe Federzeichnungen zu sehen. Geometrische Schraffuren sind so zueinander gesetzt, dass sie beim Betrachter Assoziationen provozieren. Man neigt dazu, etwas in die Zeichnungen zu interpretieren, konkret zu gegenständlichen Motiven werden sie jedoch nie. Daran schließt sich unter dem Titel „Histoire Naturelle“ eine Werkgruppe an, die einen ganz konkreten Bezug zu den Arbeiten des Künstlerkollegen Max Ernst hat. „Daraus hat Hahn auch nie ein Geheimnis gemacht“, sagt Kurator Kallen.

Jedoch ist Hahn, im Gegensatz zu den von Ernst bevorzugten Frottagetechniken, durchgängig bei der Zeichnung geblieben. Die verschiedenen Strukturen, Kontraste und Schraffuren setzen sich im Auge des Betrachters — oder noch eher in dessen Gedächtnis — zu Landschaften zusammen. Deutlich macht Günther Kallen dies, wenn er eine Zeichnung des Arno-Tals von Leonardo da Vinci gegenüberstellt, wo Schraffuren eingesetzt wurden, um Bäume am Bildrand anzudeuten.

Unter dem Titel „Manière“ widmet man sich im Kreismuseum dem Abschnitt in Hahns Werk, der mit der Aufnahme seiner Lehrtätigkeit zusammenfällt. Hahn findet da zu seiner ganz eigenen Kompositionsweise, was sich in einer besonderen Auseinandersetzung mit geometrischen Grundformen und Strukturen zeigt. D

er vierte Teil der Schau, „Kulisse, Fläche, Raum“ zeigt eine Reihe von Bleistiftzeichnungen, die Themen wie Architektur und Bühnenbild aufgreifen. Sichtbar wird hier eine wahre Meisterschaft im zeichnerischen Handwerk, die erahnen lässt, dass der Schaffensprozess einer meditativen Übung geglichen haben muss.

Das Werk Helmut Hahns ist in allen Bereichen und Abschnitten von einer großen Durchdachtheit geprägt und genau dieser Begriff trifft auch auf die Ausstellung im Kreismuseum zu. Respekt und großes Einfühlungsvermögen gesellen sich hinzu. Gezeigt wird die Vielschichtigkeit eines überaus innovativen Künstlers, dessen Meisterschaft sich unabhängig vom gewählten Material in all seinen Werken offenbart.