Workshops in Meerbusch Wie Eltern bei Essstörungen helfen können

Meerbusch · Immer mehr Kinder und Jugendliche haben eine Essstörung. Neben den gesundheitlichen Folgen ergeben sich daraus auch Konflikte in der Familie, für Eltern oder Angehörige von Betroffenen. Wie ihnen geholfen werden kann.

Wenn ein Kind eine Essstörung hat, können gemeinsame Mahlzeiten Konflikte bergen. Ein Workshop gibt Tipps, wie Familien diese bewältigen.

Foto: dpa-tmn/Katharina Und Ekaterina

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) zeigen sich bei einem Fünftel der Kinder und Jugendlichen zwischen elf und 19 Jahren Hinweise auf ein gestörtes Essverhalten. Häufig werde dies jedoch nicht erkannt. Die Folge können schwere Erkrankungen sein. Ob Bulimie, Mager- oder Esssucht – in den vergangenen Jahren sei die Zahl der Arztbesuche wegen solcher schwerwiegenden Beschwerden bei Heranwachsenden landesweit deutlich gestiegen.

Sobald Jugendliche unter einer solchen Krankheit leiden, ist meist die gesamte Familie involviert. „Das Zusammenleben ist sowohl für Eltern als auch Geschwister oft sehr belastend. Gewicht, Figur und das Essen an sich stehen im Vordergrund und bereiten häufig die Bühne für Konflikte“, sagt Diplompädagogin Maria Peeters.

Mit dem Elternprogramm „Was zählt?! Gemeinsam Wege aus der Essstörung finden“ bietet die Frauenberatungsstelle Neuss in Kooperation mit der „Werkstatt Lebenshunger“ ab Montag, 10. Februar, einen Workshop für Eltern und nahe Angehörige Jugendlicher mit einer Essstörung. Dieser findet in der Fachambulanz der Caritas Tagespflege Franziskus, Paul-Jülke-Straße 3, in Strümp statt. Bei dem Coaching, das an fünf Abenden im Februar und März stattfindet, sollen die Teilnehmer mehr Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung gewinnen.

„Es ist ein eher präventives Gruppenangebot. Gemeinsam mit den Anwesenden werden wir eine unterstützende Grundhaltung entwickeln und nach Lösungswegen suchen“, sagt Peeters, die als systemische Familientherapeutin und Fachtherapeutin für Essstörungen eine Expertin auf diesem Gebiet ist.

Die Ursachen für eine Essstörung könnten vielschichtig sein. Genetische Faktoren gehörten ebenso wie biologische oder soziale Aspekte dazu. Eine wichtige Komponente sei auch die Psyche. Das RKI sieht in diesem Zusammenhang die sozialen Medien als eine mögliche Ursache für die steigende Zahl der Betroffenen. Ein geringes Selbstwertgefühl, mangelndes Selbstvertrauen – all dies werde durch die Dauerpräsenz der sozialen Medien gefördert. „Junge Menschen sind heutzutage ständig mit vermeintlichen Idealbildern konfrontiert. Der Wunsch perfekt zu sein, ist bei vielen ausgeprägt“, sagt Peeters. Die jeweilige Essstörung gebe den erkrankten Kindern und Jugendlichen Halt. „Sie trösten sich mit Essen und kontrollieren damit vermeintlich ihr Leben“, erklärt Peeters mögliche Zusammenhänge.

Die bekannteste Form einer Essstörung ist die Magersucht. Betroffene haben Angst vor einer Gewichtszunahme und unternehmen alles, um jede aufgenommene Kalorie zu verbrennen. Charakteristisch für dieses Krankheitsbild sei eine stark verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers: Selbst bei starkem Untergewicht halten sich die Erkrankten für zu dick.

Bei der Bulimie, auch Ess-Brechsucht genannt, haben die Betroffenen unkontrollierte Essanfälle, auf die häufig ein zeitnahes, selbst ausgelöstes Erbrechen folgt. Die Erkrankten seien häufig normalgewichtig und halten ihre Anfälle und ein Erbrechen vor anderen verborgen. Zudem griffen sie oft zu Abführmitteln, um die aufgenommene Nahrung rasch wieder aus dem Körper zu bekommen.

Esssucht, auch Binge-Eating, ist eine weitere Essstörung. Typische Merkmale dieser Krankheit seien wiederkehrende Episoden von Essanfällen mit Kontrollverlust, bei denen große Mengen Nahrung in kurzer Zeit verzehrt werden. Da die Betroffenen keine Maßnahmen zum Gegensteuern durchführen, kämpfen sie meist mit Übergewicht.

Ganz egal, an welcher Essstörung ein junger Mensch erkrankt sei, für die Angehörigen sei es sehr wichtig, sich Unterstützung zu holen, betont Peeters. „Um dem betroffenen Kind zu helfen, müssen die Eltern und Geschwister zum einen Verständnis zeigen, zum anderen Strategien entwickeln, die darauf abzielen, zu vermitteln, dass alle in einem Boot sitzen und das gleiche Ziel haben“, sagt sie.

(cba akir)