Krankenhaus Dormagen Geburtsklinik-Retter sind hochmotiviert
Dormagen · Beim zweiten Vernetzungstreffen der Initiative #jazurgeburtsklinik am Dienstagabend in der Dormagener Kulturhalle wurden Unterschriftenlisten für den Erhalt verteilt und das weitere Vorgehen besprochen.
Das neue Jahr hat ermutigend begonnen für das Bündnis #jazurgeburtsklinik in Dormagen, das sich gegen die Verlegung der Geburtsstation vom Krankenhaus in Hackenbroich nach Neuss wendet. Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld, gemeinsam mit Heinz Hilgers und Bernd Gellrich Initiator des Bündnisses, zog jedenfalls eine positive Bilanz der Veranstaltung in der Kulturhalle, die am Dienstagabend stattfand. Zu diesem zweiten „Vernetzungstreffen“ (das erste fand im November 2024 statt) waren nämlich erneut rund 50 Unterstützer gekommen, die sich für den Erhalt engagieren möchten.
Ihre Aufgabe derzeit vor allem: Unterschriften sammeln. „Wir brauchen im Rhein-Kreis 15 000 Unterschriften zur Zulassung eines Bürgerentscheids“, erinnerte Lierenfeld. Das Ziel seien allerdings sogar 20 000 Unterschriften. Und auch den Zeitrahmen stecken die Initiatoren ehrgeizig ab. Zeit sei zwar bis zum 30. Mai dieses Jahres, man wolle die 20 000 Befürworterstimmen aber bereits am 2. Mai beisammen haben, kündigte der Bürgermeister am Mittwoch im Gespräch an. Bei der Zusammenkunft am Dienstag wurden Unterschriftenlisten verteilt, die die Sammler jetzt möglichst großflächig „unters Volk“ bringen sollen. „Einige wollen von Tür zu Tür gehen und sammeln“, berichtete Lierenfeld. Er zeigte aber weitere Möglichkeiten auf, seine Unterschrift abzugeben: Listen lägen am Empfang im Rathaus Dormagen aus, ebenfalls im Rathaus Rommerskirchen. Im Internet kann man sich in Kürze Blankolisten herunterladen, auch bei Instagram. Zudem stehen die Initiatoren laut Lierenfeld mit Arztpraxen in Kontakt, um die Listen auch dort auszulegen. Weitere Möglichkeiten könnten Supermärkte und Sammlungen auf der Straße sein. Und auch beim städtischen Neujahrsempfang am kommenden Sonntag ab 11 Uhr bei der Firma Helot in Hackenbroich will der Verwaltungschef Zettel dabei haben. Unterschreiben kann jeder, der mindestens 16 Jahre alt, deutscher Staatsbürger oder Bürger eines EU-Staates ist und im Rhein-Kreis Neuss lebt.
Zwischenstände sollen immer wieder bekannt gegeben werden
Wichtig ist Lierenfeld, eines noch mal ganz deutlich zu machen: „Manche denken, dass die Geburtsstation in Hackenbroich schon geschlossen ist. Das stimmt natürlich nicht.“ Darüber, wie sich die Zahl der Unterstützer entwickelt, sollen immer wieder Zwischenstände bekannt gegeben werden.
Neben dem Erhalt der Geburtsstation fordern die Initiatoren des Begehrens übrigens mittlerweile auch das Fortbestehen der Gynäkologie in Hackenbroich, weil es diesbezüglich gute Synergieeffekte gebe. „Ein Grund ist natürlich auch die gute Qualität und der über die Stadtgrenzen hinausgehende gute Ruf der Abteilung unter Leitung von Prof. Noé“, urteilt Bernd Gellrich. Nach Angaben des Rhein-Kreises kostet die Fortführung der Geburtsstation und der Gynäkologie am Standort Dormagen jährlich rund 2,5 Millionen Euro.
Mit Geschäftsführung und Gesellschaftern der Rheinland Kliniken wollen Lierenfeld, Hilgers und Gellrich zeitnah das Gespräch suchen. „Wir wollen erreichen, dass keine Fakten geschaffen werden, bevor über das Bürgerbegehren entschieden ist“, verdeutlichte Erik Lierenfeld. „Bedauerlich“ findet er, dass seitens der Rheinland Kliniken das Thema Geburtsstation in einen negativen Kontext gestellt werde, statt Werbung für den Erhalt zu machen. Er bezieht sich damit auf eine von Krankenhaussprecherin Johanna Protschka vor wenigen Tagen verbreitete Pressemitteilung zu den Geburten im Krankenhaus in Hackenbroich. Demnach kamen dort im Jahr 2024 insgesamt 484 Kinder zur Welt, 249 davon kamen aus Dormagen, alle weiteren Neugeborenen seien jedoch in anderen Kommunen gemeldet, 133 davon beispielsweise im Kölner Raum, 24 in Rommerskirchen und 22 in Grevenbroich. Protschka verwies außerdem darauf, dass es in Hackenbroich einen Geburtenrückgang in Höhe von 9,4 Prozent gegeben habe. 2023 seien dort noch 534 Kinder entbunden worden, 50 mehr.