Klimawandel in Dormagen Gefahr vor Zecken steigt auch in Dormagen

Dormagen · Die milden Winter begünstigen einen frühen Start in die Zecken-Saison. Zwar ist Dormagen kein Risikogebiet für FSME, aber die Gefahr einer Ansteckung steigt bundesweit.

In Dormagen besonders häufig anzutreffen ist der Holzbock.

Foto: dpa/Marijan Murat

Sie sind klein, stechen unbemerkt, saugen sich mit Blut voll und können auch schwere Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Borreliose übertragen: Zecken sind durch die milden Winter immer früher unterwegs, Experten rechnen in diesem Jahr mit einem regelrechten Zeckenjahr. Zwar ist Dormagen auf der Karte des Robert-Koch-Instituts (RKI) (noch) nicht als FSME-Gebiet ausgewiesen, aber Parasitologen warnen, dass mittlerweile ein bundesweites Risiko bestehe, sich mit FSME zu infizieren, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Die Möglichkeit, dass Zecken Borreliose übertragen, liegt laut RKI bei 5 bis 35 Prozent, je nach Region.

In Panik verfallen müsse man in Dormagen deshalb aber nicht, „die großen Risikogebiete liegen eher in der Südhälfte Deutschlands“, wie Biologe Michael Stevens von der Biologischen Station des Rhein-Kreises Neuss in Knechtsteden betont. Nichtsdestotrotz sei bei Zecken immer Vorsicht angesagt, denn weder mit FSME noch mit Borreliose sei zu spaßen, wie Apothekerin Jessica Weber von der Martinus Apotheke in Zons erklärt. Die gute Nachricht: Gegen FSME gibt es eine wirksame Impfung. „Die würde ich auch unbedingt empfehlen, vor allem, wenn man in die entsprechenden Risikogebiete fährt“, rät sie. Zu denen gehören in NRW laut Michael Stevens auch der Kreis Solingen sowie das Emsland – beides ist nicht so weit weg.

Die Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, für die es keine Impfung gibt. Dagegen gebe es zwar Antibiotika, aber sie könne auch heftig verlaufen, gerade wenn sie längere Zeit nicht erkannt werde.

Zecken lauern oft auf Grashalmen, manchmal auch im Gebüsch auf Sträuchern, und sind auf der Suche nach Wärmequellen. In Dormagen ist der „Holzbock“, eine Zeckenart, besonders weit verbreitet. Aber auch die Schafzecke, die aber hauptsächlich Schafe befällt, komme öfter vor, so Stevens. Wenn man also durch höheres Gras laufe, bestehe die Gefahr, dass eine Zecke auf den Körper gelangt. „Sie sind auf der Suche nach einer Blutmahlzeit und Wirbeltiere sind ihre Wirte“, erklärt Michael Stevens. Um in Ruhe „speisen“ zu können, suchen die Zecken sich ein ruhiges Plätzchen, zum Beispiel in der Achselhöhle oder hinter den Ohren, um mit ihren Mundwerkzeugen in die Haut zu stechen. Das geschieht für den Menschen schmerzfrei. Wer die Zecke früh entdeckt, hat meistens Glück, denn: „Nach dem Einstechen fängt die Zecke nicht sofort an, Blut zu saugen, sondern ruht sich erstmal aus“, erklärt Stevens. „Wenn man sie also früh entfernt, dann sollte noch nichts passiert sein.“ Errger werden nämlich, sofern die Zecke überhaupt Träger ist, nicht sofort übertragen, sondern wenn, dann erst später beim Saugprozess.

Auch Tiere wie Hunde und Katze sollte man vor Zecken schützen.

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Entfernen kann man Zecken mit einer sogenannten Zeckenkarte, einer Pinzette oder einer Zeckenzange. „Wichtig ist, die Zecke gerade herausziehen, nicht drehen oder draufdrücken“, so Jessica Weber. Dazu möglichst tief unten an der Einstichstelle ansetzen, um Druck zu vermeiden, durch den Erreger in den Blutkreislauf gelangen können. Auch auf keinen Fall mit Salz oder Ölen zum Absterben bringen, das sei kontraproduktiv. Nach dem Entfernen solle man die Stelle gründlich desinfizieren und beobachten. Wer die typische Wanderröte an der Einstichstelle entdecke (Tipp der Apothekerin: die Stelle mit Kuli markieren), solle zum Arzt gehen, um sich gegebenenfalls ein Antibiotikum verschreiben zu lassen.

Sinnvoll sei, sich so zu schützen, dass die Zecke gar nicht erst auf den Körper gelangen kann. „Ein guter Tipp ist, die lange Hose in die Socken zu stecken, wenn man unterwegs ist“, sagt Michael Stevens. Grundsätzlich sei lange, helle Kleidung ratsam. Darüber hinaus gebe es gut wirksame Zeckenschutzmittel wie Sprays oder Lotionen. „Da sollte man sich in der Apotheke beraten lassen, es gibt je nach Alter oder Hautempfindlichkeit verschiedene Möglichkeiten“, sagt Jessica Weber.