Kritik an der Straßensanierung
Abfolge der Maßnahmen stößt auf Unverständnis.
Grevenbroich. Es dauert nur ein paar Sekunden, dann holt Stephen Haines erst mal tief Luft. Der CDU-Ratsherr kann trefflich über das Für und Wider der Baustellen im Stadtgebiet sinnieren, vor allem aber hat er zuletzt sehr häufig über Straßensanierungen sprechen müssen. Darüber, wie die Stadt ihre Prioritäten setzt. Und darüber, warum zum Beispiel die Fahrbahn auf einem Teilstück der Karl-Oberbach-Straße erneuert wird, nicht aber der Belag auf der Montanusstraße in Richtung Friedhof. „Dabei ist das dort ja tatsächlich die reinste Schlaglochpiste“, sagt Haines. „Aber es hat gute Gründe, weshalb so vorgegangen wird, wie es der Fall ist.“
Nur sind diese guten Gründe nun mal nicht immer gleich ersichtlich. Die Nachfragen zu den Baustellen im Stadtgebiet aber haben sich bei Haines zuletzt gehäuft, auch im Rathaus sind einige Bürger mit ihrem Unverständnis vorstellig geworden. Dass auf Grevenbroichs Straßen Handlungsbedarf besteht, ist offensichtlich: Schlaglöcher, Spurrillen, Risse im Asphalt. Und wenn dann die Arbeiter gerade dort anrücken, wo alles halbwegs in Ordnung scheint, ist Kritik vorprogrammiert.
Bernd Mende, Prokurist des Ingenieurbüros „Bockermann Fritze“, hat das vor dreieinhalb Jahren schon vorhergesagt. Das Ingenieurbüro hatte seinerzeit im Auftrag der Stadt ein Straßenerhaltungsprogramm erstellt, und Mende stellte es im Mai 2011 im Rathaus vor. „Es werden Maßnahmen notwendig sein, die der Bürger auf den ersten Blick vielleicht nicht versteht“, kündigte er damals an. Politik und Verwaltung müssten die Maßnahmen erklären. Das ist zu wenig geschehen.
Ziel des Straßenerhaltungsprogramms ist es, langfristig Geld zu sparen. Stadtsprecher Andreas Sterken verweist darauf, dass perspektivisch gedacht werden muss. Daher seien auch vorbeugende Maßnahmen zur Erhaltung notwendig. Es sei ein bisschen wie beim Zahnarzt: Wenn kleinere Schäden frühzeitig beseitigt werden, lassen sich auf Sicht Zeit und Kosten sparen. „Die großen Baustellen geraten dabei nicht aus dem Blick. Aber statt auf Flickschusterei zu setzen, konzentrieren wir uns auf Nachhaltigkeit.“
Das Straßenerhaltungsmanagement sieht daher vor, das Budget zu splitten. Ein Teil der Mittel fließt in Maßnahmen auf augenscheinlich noch guten Straßen, wo dennoch schon Handlungsbedarf besteht — und der andere Teil fließt in grundlegende Sanierungsmaßnahmen. Laut Stadtsprecher Andreas Sterken sind für 2015 rund eine Million Euro für Investitionen in das städtische Straßennetz vorgesehen. Bei der Entscheidung, welche Straße zu welchem Zeitpunkt eine neue Fahrbahndecke erhält, wird auch berücksichtigt, wie viele Autos tagtäglich dort über den Asphalt rollen. „Stark frequentierte Straßen werden eher repariert als Nebenstraßen“, sagt Sterken.