Ende des Tagebaus Garzweiler II Skepsis bei Bustour zu Restsee-Plänen
Grevenbroich · Regen Andrang und viele kritische Fragen gab es bei der Bustour, zu der der Zweckverband Landfolge Garzweiler eingeladen hatte. Denn besonders für Grevenbroicher gibt es Grund zur Skepsis.
Der Grevenbroicher Blick auf den geplanten Restsee nach dem Ende des Tagebaus Garzweiler II ist voller Skepsis, wie bei der Bustour deutlich wurde zu der der Zweckverband Landfolge Garzweiler eingeladen hatte. Wegen des großen Interesses musste RWE zwei Busse bereitstellen, um alle Teilnehmer durch den bestehenden Tagebau und das Plangebiet befördern zu können. Was aus Grevenbroicher Sicht am meisten stört, ist der Umstand, dass es von der Stadt aus keinen direkten Zugang zum Restsee geben wird, der in seiner endgültigen Form rund 22 Quadratkilometer groß sein und damit zu den zehn größten Seen Deutschlands gehören wird.
Zweiter Knackpunkt neben der Restsee-Gestaltung ist die Nutzung des Kraftwerk-Bereichs Frimmersdorf. Dorothea Rendel, Fachbereichsleiterin für Stadtplanung und Bauordnung im Grevenbroicher Rathaus, ging darauf bei der Bustour nur kurz ein, der Fokus lag eindeutig auf dem Restsee. Das Kraftwerk soll teilweise unter Denkmalschutz gestellt werden. Ein Museum mit dem Schwerpunkt Braunkohlenutzung und eine Ausstellung mit Funden aus dem Tagebau soll entstehen. Ansonsten soll es in dem Kraftwerk und auf den danebenliegenden freigeräumten Flächen „in Richtung Digitalpark und Rechenzentrum gehen“.
Konkret in Richtung Bandtrasse ging es bei der Bustour nach der Abfahrt vom Rathaus und der Vorbeifahrt am Kraftwerke. Die Bandtrasse soll, wenn es nach den Überlegungen des Planungsbüros Reicher Haase geht, einmal der Eingang von Grevenbroich zum Ostufer des Sees werden, der außerhalb der Stadtgrenzen entstehen soll. „Wir haben jahrzehntelang in Grevenbroich unter dem Loch gelitten“, beklagten Mitfahrer, „jetzt wollen wir nicht abgeschnitten werden, wenn es um eine zukünftige Nutzung des Sees geht.“ Daran, dass ein Teil des Sees nicht auf Grevenbroicher Stadtgebiet liegen wird, soll sich nach der Planung nicht mehr ändern. Die Größe und Form seien durch die Leitentscheidung und den Abbaupläne von RWE vorgegeben. Beim Blick vom Skywalk bei Jackerath machte Planer Matthias Happel deutlich, „dass der Restsee ungefähr die Fläche einnehmen wird, die der Tagebau jetzt an dieser Stelle hat“, was zwangsläufig bedeutet, dass es keinen direkten Zugang aus Grevenbroich geben wird.
Nach dem Plan, an dem derzeit gearbeitet wird, soll nach einem fünfstufigen Zeitplan bis 2070 der Endzustand erreicht werden. Beginnend mit dem Tagebauende 2030 soll zunächst auf die Internationale Gartenausstellung 2037 hingearbeitet werden, wobei schon 2035 mit der Einleitung von Rheinwasser zur Seebefüllung begonnen wird. 2046 soll der See zur Hälfte gefüllt sein, ehe 2070 das planerische Ziel erreicht wird. Eine Alternative zur Befüllung des Sees durch Rheinwasser ist nicht vorhanden, wie ein RWE-Sprecher bei der Tour sagte: „Es gibt keinen Plan B.“ Derzeit werden drei Röhren mit jeweils 2,2 Meter Durchmesser vom Rhein bei Dormagen ins Tagebaugebiet gebaut, um die drei Restseen im Erkelenzer Land, in Hambach und Inden zu Befüllen sowie ab 2030 die Wasserversorgung des Naturparks Maas-Schwalm-Nette sicher zu stellen.
Radweg auf Bandtrasse soll zu einem Badestrand führen
Ob die Rheinwassermenge ausreicht und ob das Wasser die entsprechende Badewasserqualität haben wird, ist keine Problematik, mit der sich die Raumplaner befassen. Sie beschäftigen sich ausschließlich mit der zukünftigen Struktur des Sees und der Umgebung rund um den See. Die RWE-Bandtrasse von den Kohlebunkern hin zum Abbaufeld ist für sie davon von großer Bedeutung. „Die Trasse aus Richtung Grevenbroich bedeutet den spannendsten Zugang zum See“, so Happel. Vornehmlich als Radweg soll er dienen und ebenerdig den See erreichen, der an den anderen Bereichen nur über eine terrassenförmig angelegte Uferregion zugängig sein wird. Als Teil der blau-grünen Bands soll der Radweg auf der Bandtrasse zum einen zu einem Badestrand führen und zum anderen den Einstieg in einen rund 22 Kilometer langen Rundweg um den Restsee ermöglichen.
Der am nächsten zu Grevenbroich liegende Strand soll eher der lokalen Bevölkerung dienen und nicht Tagestouristen aus dem weiteren Umfeld. Für sie soll ein Freizeitschwerpunkt bei Hochneukirch eine Anlaufstelle sein, die auch über eine Seilbahn und eine Fährschiffverbindung erreicht werden könnte. Die Kritik an den Überlegungen zum Badestrand am Ende der Bandtrasse entzündete sich zum einen daran, dass der Bereich zu klein sei, und zum anderen daran, dass der Weg dorthin nicht ausreichend sei für eventuell viele Menschen. Beide Bedenken nahm Happel zu Kenntnis.
Sein Blick fast 40 Jahre voraus hatte andere Schwerpunkte: Häfen für Segel- und E-Boote im bei Titz und Holzweiler und ein zweites Freizeitzentrum bei Wanlo. Was tatsächlich realisiert wird, bleibt abzuwarten. Zunächst soll das Dokumentationszentrum in Erkelenz Holzweiler, das bereits 2026 eröffnet werden soll, als erster Fixpunkt in Angriff genommen werden. Dann steht 2030 im Blick und der Beginn der Umgestaltung mit den für Grevenbroich relevanten Punkten: die zukünftige Nutzung des Kraftwerks Frimmersdorf und der Bandtrasse.