Café „Einblick“ feiert zehn Jahre Kunst und Integration

2004 entstand das Projekt nach holländischem Vorbild.

Kaarst. Die Holländer haben es vorgemacht, die Kaarster es bei ihnen abgeschaut. Brigitte Albrecht lebte damals in den Niederlanden, pendelte als Lehrerin der Sebastianus-Förderschule täglich nach Kaarst und importierte die Idee eines Kunstcafés. Im Jahr 2001 gründete sie mit ein paar Gleichgesinnten einen Verein für das Integrationsprojekt, zwei Jahre später wurde das Atelier im alten Kaarster Pfarrhaus eröffnet, 2004 dann das Café in der Innenstadt. Und auch nach zehn Jahren wüsste Brigitte Albrecht von keinem ähnlichen Projekt unter privater Trägerschaft in ganz Deutschland wie dem „Einblick“. Am Samstagvormittag wurde im Atrium des Rathauses der runde Geburtstag gefeiert.

Eigentlich sollte das Kunstatelier im Vordergrund stehen und das Café eher zu Ausstellungszwecken dienen. Doch dafür hätte es keine Fördergelder gegeben. So stellte man den integrativen Gastronomiebetrieb an die erste Stelle. Der Landschaftsverband Rheinland hatte zu Beginn dennoch starke Bedenken, dass eine Geschäftsführung allein durch Ehrenamtliche funktionieren würde. „Man sagte, es bräuchte eine zentrale Figur wie eben eine Gastwirtin“, erinnert sich Brigitte Albrecht. Doch eigentlich ist die 64-Jährige eben diese Person.

Das zeigte sich, als sie sich krankheitsbedingt für eine Zeit zurückziehen musste und dadurch die Existenz des Kunstcafés in Gefahr geriet. Daraufhin wurden Patenschaften ins Leben gerufen, und mit den regelmäßigen Spendenbeiträgen von inzwischen fast 300 Bürgern steht das Kunstcafé jetzt wieder auf gesunden Füßen. Dennoch bleibt der Betrieb ein „Non-Profit-Unternehmen“. „Wenn etwas kaputt geht, brauchen wir die Unterstützung“, sagt Albrecht. Und das passiert immer mal wieder: Zurzeit ist es der Milchaufschäumer. „Zu Kaarst Total ist uns einmal die Kaffeemaschine kaputt gegangen. Dann haben wir alle von zu Hause unsere eigenen kleinen Maschinen geholt“, erzählt Brigitte Albrecht.

Ihre liebste Anekdote stammt aber aus den Anfangstagen des Kunstcafés: „Da drückten sich die Menschen an den Fenstern die Nase platt, nur um einmal behinderte Menschen zu sehen“, erinnert sie sich. Zurzeit beschäftigt das Kunstcafé 13 Mitarbeiter, davon acht mit geistiger Behinderung. Außerdem gehören laufend Praktikanten aus Schulen und Studium zum Team. Gestartet ist man einst am 24. Oktober 2004 mit vier Menschen mit Handicap — Simone Nink, Stephanie Bruns und Stefan Jung gehören auch heute noch zur Belegschaft, ebenso Mitarbeiterin Marion Becker.

Die Räumlichkeiten in direkter Nachbarschaft zum Rathaus sind ein Glücksgriff. Zum einen waren sie rechtzeitig frei geworden, zum anderen erfüllten sie alle gewünschten Kriterien. „Es sollte kein Sozialcafé wie ein Geheimtipp sein, sondern ein Straßencafé“, so Albrecht.

Als Ziel für die Zukunft formuliert die ehrenamtliche Geschäftsführerin Brigitte Albrecht die Festigung der in diesem Jahr neu hinzugekommenen Aktivitäten. Der „Spray Day“ und der Segeltörn als Bildungsprojekt sollen etabliert werden, außerdem die Kooperation mit integrativen Kunstateliers in den Niederlanden ausgebaut werden.