Handball-Talentsuche: Die Euphorie der Weltmeisterschaft ausnutzen

Zwei HSG-Profis trainieren mit Gymnasiasten des Städtischen Meerbusch-Gymnasiums.

Strümp. "Brust raus, Rücken gerade!" Mit einer gewissen Strenge in der Stimme reagiert Philipp Pöter auf die doch etwas laxe Umsetzung seiner Anweisungen beim Stretching. "Der Rücken muss geschult werden, denn da kommt die Wurfkraft her", sagt der 20-Jährige und nickt wohlwollend, als seine ihm für diesen Nachmittag anvertrauten Schützlinge das Training mit mehr Ernsthaftigkeit angehen.

Für eine 90-minütige Trainingseinheit schlüpfen 30 Schüler, Mädchen wie Jungen, des Meerbusch-Gymnasiums an diesem Tag in die Haut von Handball-Profis. Pöter und sein Torwart-Kollege Christian Puhle, beides Spieler des Bundesligisten HSG Düsseldorf, sind nach Strümp gekommen, um mit den sportlich ambitionierten Gymnasiasten zu trainieren.

Nicht ganz ohne Eigennutz, wie Pöter verrät: "Natürlich wollen wir hier auch Werbung für unseren Sport betreiben, damit die Euphorie nach dem WM-Erfolg nicht so schnell abebbt."

Und womöglich kann man ja zudem noch den einen oder anderen Fan mobilisieren, der die Düsseldorfer im Abstiegskampf von den Zuschauerrängen aus unterstützt.

Etwa morgen, wenn beim Gastspiel von Minden in der Landeshauptstadt um die 3500 Zuschauer erwartet werden. "Wenn wir das Spiel gewinnen, steigen wir auch nicht ab", ist Pöter, dem die Vorfreude auf die richtungsweisende Partie sichtlich anzumerken ist, felsenfest überzeugt.

In Strümp muss er jedoch zunächst im Handball-Einmaleins bei nahezu Null anfangen - obwohl der eine oder andere durchaus Talent erkennen lässt. "Das sieht man sofort am Bewegungsverhalten und der Wurftechnik", erklärt Pöter, der mit den Schülern später auch anspruchsvolle Übungen wie das Anspiel durch die Beine oder den Null-Schritt-Wurf, den Sprungwurf aus dem Stand, probiert.

Dass man hartes Training durchaus auch mit Spaß verbinden kann, beweist das Spiel Mädchen gegen Jungs - ohne Tore. Stattdessen geht es darum, den Ball möglichst lange in den eigenen Reihen zu halten. "Und die Mädchen dürfen auch foulen", erlaubt Pöter mit einem Grinsen im Gesicht. Ergebnis: Die Mädchen gewinnen, und ihre Kontrahenten müssen zur Strafe Liegestützen machen.