Handball/TSV Dormagen: Ausgaben radikal reduzieren

Der TSV Dormagen kann die Saison zu Ende spielen, was danach kommt, ist aber ungewiss. Den Spielern geht es nun ans Gehalt.

Dormagen. Der finanziell klamme TSV Dormagen spielt die laufende Saison in der Handball-Bundesliga auf jeden Fall zu Ende, die drohende Insolvenz konnte abgewendet werden. Diese Mitteilung machte der kommissarische Vorsitzende des Hauptvereins, Karl-Josef Ellrich, gestern im Rahmen einer Pressekonferenz.

Ein vorzeitiger Ausstieg wäre noch teurer geworden, als den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Spielergehälter hätte man weiterzahlen müssen, entsprechende Einnahmen bei Heimspielen wären jedoch ausgeblieben. Zudem hätte der TSV Regressansprüche anderer Vereine, denen ebenfalls Eintrittsgelder verloren gegangen wären, und von Dauerkarteninhabern befürchten müssen.

Die gröbsten Liquiditätsprobleme scheinen dank eines Vorschusses des Bayer-Konzerns an den Hauptverein vorerst vom Tisch zu sein. Von diesem Geld profitieren offenbar vor allem die Handballer.

Eine direkte Finanzspritze von Bayer wäre allerdings nicht möglich gewesen, ohne dass der TSV als Gesamtverein seine Gemeinnützigkeit aufs Spiel gesetzt hätte, unterstrich Ellrich, der wie seine Mitstreiter auf dem Podium sichtlich Mühe hatte, diese kurzfristig zustande gekommene Finanzierung transparent zu machen.

Deutlicher vor Augen hat der Vorstand da die inzwischen offen angestrebte Ausgliederung der Bundesliga-Handballer in eine eigenständige GmbH. "Wir werden jetzt die entsprechenden Gespräche führen, aber vorher muss der finanzielle Rahmen für die Zukunft abgesteckt werden", erläutert Hauptgeschäftsführer Frank Neuenhausen.

Das heißt konkret: "Wir müssen die Ausgaben radikal reduzieren und nach Möglichkeit die Einnahmen steigern", beschreibt Ellrich das Ziel für die kommenden Wochen.

"Denn bevor wir mit möglichen neuen Sponsoren ins Gespräch treten, brauchen wir Gewissheit über die Ausgabenseite", sagt Ellrich. Im Klartext: Es wird nicht ohne Gehaltskürzungen bei Spielern mit längerfristigen Verträgen ab der kommenden Saison gehen.

Über Zahlen zu reden - spekuliert wurde über eine finanzielle Lücke in Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro - lehnt der kommissarische Vorsitzende ab. Auch nachkarten will er nicht.

"Etwas mehr Vorsicht bei der Kalkulation der Einnahmen wäre in der Vergangenheit aber sicherlich sinnvoll gewesen", kann er sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung des ehemaligen Geschäftsführers Uli Derad (jetzt THW Kiel) dann aber doch nicht verkneifen.

Team-Manager Thomas Dröge bekräftigt, dass man "Kernspieler" wie Christoph Schindler oder Florian Wisotzki sowie Perspektivspieler wie Kentin Mahé auf jeden Fall halten wolle.

Und auch die Lizenz für die 1.Liga werde man zum 1. Dezember beantragen. Jedoch: "Wenn sich herausstellt, dass wir das finanziell nicht stemmen können, dann geht’s eben nicht. Eine Saison wie diese können wir nicht noch einmal schultern", macht Ellrich, der auch mit der 2. Bundesliga leben könnte, deutlich.

Einen kleinen Zeitaufschub hat der TSV Dormagen beim Verband jedenfalls bewirkt. "Wir müssen die GmbH nicht schon bei der formalen Beantragung der Lizenz zum 1.Dezember in trockenen Tüchern haben, sondern können uns damit bis zum 30.April Zeit lassen", erklärt Ellrich, der sich trotz der vielen Querelen in den vergangenen Monaten gut vorstellen kann, den Vorsitz des Vereins im kommenden Jahr auch offiziell zu übernehmen. Spätestens dann wird sich aber einiges ändern beim TSV: "Ich bin Kaufmann. Plus und Minus müssen sich die Waage halten."