Große Spendenbereitschaft Rund 700 Besucher beim Benefiz-Trödelmarkt in Meerbusch

Meerbusch · Rund 700 Besucher nahmen das Angebot von „Meerbusch hilft“ wahr. Der Verein wünscht sich ein Sozialkaufhaus in der Stadt.

Dirk Thorand (l.) und Ehrenamtlerin Eva-Maria Althoff (r.) vom Verein „Meerbusch hilft“ unterstützen Familie Yaseen beim Einkauf.

Foto: Anke Kronemeyer

Grillzange, ein Fön, kleines Spielzeug und etwas Geschirr: Die Ausbeute von Familie Yaseen ist so groß, dass Vater Siyaband gleich mehrere Taschen packen muss. Er und seine Frau leben mit den drei Kindern seit einem knappen Jahr in Büderich. Sie stammen aus dem Irak und können für ihren Hausstand viel gebrauchen, was beim Sozialtrödel angeboten wurde. Genauso geht es Essa, der zwar schon seit acht Jahren in Meerbusch lebt, aber ebenfalls immer noch etwas für sich gebrauchen kann. Seine Ausbeute: ein Bügeleisen, Gläser und eine Silberplatte. „Alles zusammen für 3,50 Euro“, rechnet der Afghane, der einen Job als Logistiker gefunden hat, zusammen und strahlt.

Großes Gewusel mit System und einem Zettel für jeden Besucher

Das war ein großes Gewusel am Samstagnachmittag vor dem Städtischen Meerbusch-Gymnasium in Strümp – aber eins mit System. Deswegen baute sich zu Beginn auch eine kleine Schlange am Eingang auf, bevor jedem Besucher einer der 30 Ehrenamtler zugewiesen wurde. Für jeden gab es einen Zettel, bei dem angekreuzt wurde, ob er etwas für zehn, 20 oder 50 Cent, für einen oder zwei Euro eingepackt hat. An der Kasse wurde dann auf Basis dieses Zettels bezahlt.

Nach dem ersten Ansturm lief alles reibungslos, und die 500 schwarzen Kisten leerten sich beständig. All diese Spenden waren nur möglich geworden, weil die Meerbuscher mal wieder eins bewiesen hatten: ihre große Spendenbereitschaft. Dirk Thorand vom Verein Meerbusch hilft und seine Mitstreiter wurden quasi nach dem ersten Spendenaufruf überrannt. „Es kamen so viele – und mit so viel guten Sachen“, erzählt er. Zwei Tage lang mussten sie dann erst mal alles bewerten und in entsprechende Kisten packen.

Mit dem Ergebnis, dass auf dem Schulhof alles fein sortiert war: Am Eingang die ganz günstigen Sachen, in der nächsten Reihe dann etwas teurer. Am Stand der Soroptimisten wurden die „edlen Spenden“ angeboten, so Sandra Sperlinger lachend, die mit vielen anderen Mitstreiterinnen den Verkauf übernommen hatte. Originalverpackte Tonies und Puzzles, aber auch fast neue Reiterstiefel oder schwarze Sneaker mit viel Strass.

Am Nachbartisch wurde es noch edler: Ulrike Inderfurth war für das gespendete Geschirr zuständig. Komplette Services von Villeroy und Boch, Hutschenreuther oder Rosenthal waren abgegeben worden. „46 Teile für 100 Euro“, bietet die Ehrenamtlerin an. Der Andrang war bei ihr nicht so groß, die meisten Besucher interessierten sich für handlichere Dinge wie kleine Elektrogeräte, Spielzeug, Kuscheltiere oder Trinkbecher.

Drei Stunden hatten die rund 700 Besucher Zeit, sich alles anzugucken, zwei Stunden zuvor konnten schon Tafel-Kunden über den Trödelmarkt schlendern. Wer bei der Tafel von „Meerbusch hilft“ registriert ist, bekam pro Familienmitglied einen Gutschein in Höhe von fünf Euro und konnte damit einkaufen gehen. Der komplette Erlös fließt nach Abzug der Kosten in die Vereinskasse. Die Spenden, die nicht verkauft wurden, kommen wieder ins Lager und landen vermutlich beim Trödelmarkt im nächsten Jahr wieder im Verkauf.

Bis dahin geht die Arbeit im Verein weiter: Annahme von Spenden für die Kleiderkammer dienstags von 18 bis 19 Uhr sowie alle zwei Samstage, Begegnungsabende für Deutsche und Ausländer im Café Leib und Seele in Büderich, drei Tafelausgaben in Büderich, Lank und Osterath, das Café für Frauen sowie Info-Veranstaltungen für Ehrenamtler stehen auf dem Programm. Dirk Thorand gibt zu, dass er noch einen Traum hat: „Ich würde gerne ein Sozialkaufhaus aufbauen.“ Also eins, wie es das schon in anderen Städten wie Düsseldorf gibt, in dem sozial Benachteiligte günstiger einkaufen können, das aber auch allen anderen Interessierten offen steht. Ein zurzeit leeres Ladengeschäft dafür hat sich Thorand schon ausgesucht und dem Eigentümer geschrieben.