Angriff auf Trainer: Polizei ermittelt
Der TSV-Trainer Marius Sauter soll von einem Krefelder Jugendspieler mit einem Karatetritt schwer verletzt worden sein.
Ein mutmaßlicher Karatetritt, der Verdacht auf schwere Körperverletzung und Beleidigung — das ist die erschütternde Bilanz des Fußballspiels der B-Junioren (15/16 Jahre) in der Kreisklasse zwischen dem TSV Meerbusch und Anadolu Türkspor (ATS) Krefeld. Der Fall ist so schwerwiegend, dass er ein juristisches Nachspiel hat: Die Kriminalpolizei ermittelt und wird ihre Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft weiterleiten. „Es ist in diesem Jahr der erste derartige Fall“, sagt Gaby Stopka, die kommissarische Vorsitzende des Kreisjugendsportgerichts (KJSG). Sie war zuvor sieben Jahre lang Beisitzerin und sagt: „Ein derartig schwerer Fall ist in dieser Zeit nicht vorgekommen.“
Der Fall: Ein Jugendspieler von ATS soll den TSV-Trainer Marius Sauter bei einem B-Jugendspiel so schwer verletzt haben, dass er zwei Wochen krank geschrieben war. Das Kreisjugendsportgericht hat den Jugendspieler daraufhin für zehn Monate gesperrt. Die Darstellungen, was am 4. Februar auf dem Sportplatz am Windmühlenweg geschehen ist, gehen auseinander. In einem gemeinschaftlichen Schreiben der Vereine aus der gleichen Liga heißt es, Sauter sei von dem ATS-Spieler „nach 30 Meter Anlauf mit einem vorsätzlichen Karatetritt“ verletzt worden, „so dass ein Krankenhausaufenthalt erforderlich war“. Er soll an Brustbein und Kinn getroffen worden sein und eine Schädelprellung, ein Halswirbelschleudertrauma und eine Zerrung in der Brust erlitten haben.
Sollte sich dieser Vorfall tatsächlich so ereignet haben, handelt es sich um gefährliche Körperverletzung. Die liegt dann vor, wenn ein Tritt mit beschuhtem Fuß erfolgt. Bei Erwachsenen hat diese Tat eine Mindestfreiheitsstrafe von sechs Monaten zur Folge. Das Jugendrecht sieht Arbeitsstunden, Jugendarrest oder eine Kombination vor. Wenngleich beide Parteien Anzeige erstattet haben, so ist dies bei schwerer Körperverletzung eigentlich nicht notwendig, denn sie wird auf jeden Fall strafrechtlich verfolgt.
Dierk Ziebell, Abteilungsleiter des TSV Meerbusch
Allerdings wehrt sich der beschuldigte Spieler und auch sein Verein gegen diese Darstellung. „Es war kein Karatetritt“, sagt ATS-Geschäftsführer Ahmet Arslan. „Er ist auf ihn aufgesprungen.“ Aber der Trainer habe nicht am Boden gelegen. Beschuldigter und Trainer hätten nach dem Spielabbruch noch beieinander gestanden und diskutiert, später gar mit der herbei gerufenen Polizei gescherzt. Laut der Pressestelle der Polizei des Rhein-Kreis Neuss, die für die Platzanlage am Windmühlenweg in Meerbusch zuständig ist, waren die Beamten am Einsatzort und haben zwei Anzeigen aufgenommen: wegen Verdachts auf Körperverletzung und wegen Beleidigung.
Arslan sieht den Spieler und seinen Verein zu Unrecht am Pranger. „Unsere Mannschaft hat 3:0 geführt, warum sollte ein Spieler da den gegnerischen Trainer angehen“, fragt er, um dann selbst die Antwort zu geben. „Er ist provoziert und übel beleidigt worden. Deshalb hat er so reagiert.“ So hatte auch der Spieler vor der KJSG argumentiert, der eine „Kurzschlussreaktion“ einräumte, da seine Mutter beleidigt worden sei. Arslan beteuert, es sei nicht das erste Mal, dass Spieler, Trainer und Betreuer seines Vereins provoziert und beleidigt worden seien. „Deshalb haben wir bereits im September den Verband eingeschaltet und um Hilfe gebeten“, berichtet er. Dieser habe aber nicht reagiert und dem Verein nun auch noch Auflagen erteilt: ATS Krefeld muss für alle noch anstehenden Spiele eine Verbandsaufsicht bestellen und bezahlen. Zudem muss der Verein für alle Heim- und Auswärtsspiele einen offiziellen Schiedsrichter einladen. „Wir gehen dagegen in die Berufung“, so Arslan.
Der TSV Meerbusch muss für den Spielabbruch 50 Euro zahlen, weil er seine Mannschaft nach den Vorkommnissen vom Feld genommen hatte. Außerdem wird die Partie jetzt neu angesetzt. „Wir werden auf keinen Fall mehr gegen ATS Krefeld antreten“, sagt Dierk Ziebell, Abteilungsleiter des TSV Meerbusch. „Das betrifft aber nicht den gesamten Verein, sondern nur die B-Jugend von ATS.“ Die anderen sieben Vereine der Kreisliga haben in dem Schreiben angekündigt, ebenfalls nicht mehr gegen die Mannschaft spielen zu wollen.