Blutiges Spektakel: Peta wirft Bos Tierquälerei vor
Der Büdericher Feinkosthändler weist die Kritik zurück: „Darstellungen haben mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun.“
Büderich. Sein Wissen im Bereich kulinarischer Köstlichkeiten ist unbestritten, ebenso steht sein großes karitatives Engagement außer Frage. Anders betrachtet die Tierschutzorganisation Peta den Büdericher Feinkosthändler Ralf Bos. Vor den Toren seiner Firma an der Grünstraße inszenierten neun Aktivisten gestern ein blutiges und wenig appetitliches Spektakel.
Nachgestellt wurde im übertragenen Sinne die Mästung einer Gans für die Herstellung von Stopfleber („Foie Gras“). Die Organisation führt ähnliche Proteste in diesen Tagen in einem halben Dutzend weiterer deutscher Städte durch.
„Obwohl die Produktion von Gänsestopfleber in Deutschland und vielen weiteren EU-Staaten aus Tierschutzgründen verboten ist, bietet Bos Food sie als Importware an“, sagt Patrique-Robert Noetzel, Aktionskoordinator von Peta. Bos zeige keine Einsicht, so Noetzel. Dass er gestern ein Hausverbot gegen Peta erwirkt habe, beweise, „dass er Angst vor uns hat“.
In Leipzig habe bereits die Ankündigung der Aktion von Peta Wirkung gezeigt: „Der Betrieb hat Gänsestopfleber sofort aus dem Sortiment genommen“, sagt Noetzel. „Das Paradoxe ist ja, dass das Stopfen in Deutschland längst verboten ist, der Import aus Frankreich oder Ungarn aber nicht.“
Ralf Bos hat nach eigener Aussage noch nie gute Erfahrungen bezüglich des Konflikts „militante Tierschützer gegen Delikatessenhändler“ gemacht. „Bisher habe ich versucht, sachlich zu argumentieren, musste aber immer wieder lernen, dass das Wort der Peta mehr Gewicht hat.“
Für ihn sei die Kampagne nicht mehr als eine Retourkutsche wegen eines verlorenen Gerichtsprozesses („in drei Instanzen“), nachdem er sich kritisch über Peta, etwa wegen manipulierter Filme oder undurchsichtiger Spendenpraxis, geäußert habe. „Seitdem stehe ich im Fokus der Propaganda von Peta“, sagt Bos.
Die Peta-Darstellungen hätten mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Enten und Gänse würden bis zu neun Monate und in Freiheit unter vorbildlichen Bedingungen leben. Die letzten zwölf Tage vor der Schlachtung würden die Tiere zwei- bis dreimal täglich für sechs Sekunden gestopft. „Die komplette Lebensstopfzeit beträgt also höchstens vier Minuten, nicht monate- oder lebenslang, wie suggeriert wird“, erklärt Bos. Das Rohr zum Stopfen werde zudem nicht bis in den Magen geschoben, sondern nur einige Zentimeter in den Hals.
Bos Food beziehe seine Foie Gras aus ausgesuchten und überprüften Betrieben, die sämtliche europäischen Vorgaben hinsichtlich der Haltung dieser Tiere aufs strengste beachten würden. „Aber Peta-Aktivisten hassen uns, weil wir Fleisch verkaufen. Sie hassen auch alle Metzger und Supermärkte, wissen aber, dass sie nichts gegen die tun können. Also konzentrieren sie sich auf kleine Unternehmen. Und die hassen sie dann um so doller“, resümiert Bos.