Interview mit Ralf Zenker: Junges Publikum stürmt Halle 9
Musikszene Meerbusch ist auf der Spur ihrer Zielgruppe. Die soll kräftig mitmischen.
Meerbusch. Am Freitagabend haben das JuCa und die Halle 9 auf dem Gelände der Alten Seilerei in Osterath eröffnet. Ein großer Erfolg mit vielen Besuchern. Wir sprachen mit Ralf Zenker, Teil der Musikszene Meerbusch, die Konzerte, Partys, Lesungen und Events organisiert, über Entstehung, Eröffnung und Perspektiven.
WZ: Herr Zenker, ohne Sie hätte die Eröffnungsparty in Halle 9 am Freitag nicht stattfinden können.
Zenker: Nein, das ist nicht ganz so. Ich bin im Moment ja omnipräsent, dabei sind es viele kleine Rädchen, die mitdrehen, um das Projekt zu verwirklichen.
WZ: Wo lag die Herausforderung?
Zenker: Vor allem die vergangenen vier Wochen waren stressig. Erst nach der politischen Entscheidung konnten wir uns ja um Bühne und Technik kümmern und Künstler buchen. Das Grundproblem war, dass die Halle 9 noch in diesem Jahr öffnen sollte. Das hat uns mehrfach in Handlungsnot gebracht.
WZ: Die Zeit war knapp?
Zenker: Ja. Wir mussten die Bühnentechnik aussuchen und ans Laufen bringen — mit kleinem Geld eine große Anlage für eine große Halle finden und kaufen. Den Spagat haben wir hinbekommen: Am Freitag um 15.30 Uhr wurden noch Bühnenpodeste geliefert, um 17 Uhr war alles aufgebaut, und kurz vor 19 Uhr standen die ersten Jugendlichen vor der Tür.
WZ: Wie hat die Musikszene geworben?
Zenker: Bis drei Wochen vor dem Start hatte die Halle noch keinen Namen, wir hatten keine Künstler und konnten gar keine Werbung machen. Es ist auch nicht leicht, zwei Wochen vor der Eröffnung DJ und Liveact zu finden. Die Plakate habe ich irgendwann nachts abgesegnet, Facebookseite und Homepage eingerichtet.
WZ: Sind Sie mit der Resonanz zufrieden?
Zenker: Es war sensationell, wie viele Kiddies am Freitag ins JuCa und in die Halle 9 gekommen sind. Das fand ich toll. Zuerst war das Café proppenvoll, aber nach und nach zogen die Grüppchen auch in die Halle. Und ab etwa 21 Uhr haben sie sich tatsächlich ein bisschen zur Musik bewegt (lacht).
WZ: Waren die DJs enttäuscht?
Zenker: Nein, aber ich bin Jens Lissat dankbar. Er hat sich auf das Publikum eingestellt und recht kommerzielle Musik gespielt. Wie Wollion fand er die Location und unser Engagement toll.
WZ: Die Besucher waren auffallend jung. Haben Sie damit gerechnet?
Zenker: Es hat mir ein wenig die Beine weggegrätscht, als um Punkt 22 Uhr die Leute weg waren. Ich hatte gerade den Liveact angekündigt, da leerte sich die Halle. Ich dachte, denen gefiele die Band nicht, aber sie standen an der Garderobe vor dem Ausgang Schlange. Zweidrittel der Besucher waren zwischen 14 und 16 Jahre alt. Sie dürfen bei unseren Veranstaltungen zwar auch ohne erwachsene Begleitung bis Mitternacht bleiben, aber das wissen wahrscheinlich viele Eltern und Jugendlichen noch nicht.
WZ: Eine herbe Enttäuschung für das Duo Evolaer, oder?
Zenker: Die beiden haben professionell ihr Programm durchgespielt, auch wenn nur noch ein Dutzend Leute in der Halle waren. Wir hatten einfach nicht mit so jungem Publikum gerechnet.
WZ: Wo waren die Älteren?
Zenker: Einige kamen gegen 22.30 Uhr und wunderten sich, dass alles schon vorbei war.
WZ: Welche Schlüsse zieht die Musikszene daraus?
Zenker: Wir können nur nach dem Prinzip Versuch und Irrtum agieren und daraus für die nächsten Veranstaltungen lernen. Ich bin aber optimistisch, dass das Ding ans Laufen kommt.
WZ: Die Musikszene will, dass Jugendlichen das Programm mitgestalten. Wie soll das gehen?
Zenker: Vielleicht gibt es einen, der als DJ im Café auflegen oder jemanden, der Comedy machen will. Sie sollen sich einfach bei uns melden. Wir suchen auch Bands, die auf die Bühne wollen. Das finden wir toll.
WZ: Sind sonst noch Wünsche offen?
Zenker: Die Lichttechnik ist noch ein Sammelsurium. Da müssen wir bestimmt noch 3000 Euro investieren. Spender sind immer willkommen (lächelnd). Ich wünsche mir, dass der Weg zur Halle 9 heller wird und eine Ausschilderung für Fußgänger, die aus Richtung Bahnhof kommen. Außerdem wäre es ideal, wenn wir einen festen Platz auf dem Schwarzen Brett in den Schulen hätten, auf dem das Quartalsprogramm der Musikszene und Flyer aushängen.