BUND fordert Tempo 30 in der ganzen Stadt

Meerbusch soll ein Pilotprojekt verwirklichen. Die BUND-Ortsgruppe hat einen Antrag gestellt.

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Mehr Autos gleich mehr Staus, gleich mehr Lärm, gleich mehr Stress: Für Andrea Blaum ist das eine ganz einfache und logische Rechnung. „Der zunehmende Straßenverkehr stellt für alle Menschen eine immer stärkere Belastung dar“, sagt die Vorsitzende der Ortsgruppe Meerbusch des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Dennoch sah die Straßenverkehrsordnung bisher Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit auf Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen nicht vor. Das soll sich jetzt ändern: Seit neuestem können Pilotprojekte gestartet werden.

Der Klimaschutzplan NRW führt unter den Maßnahmen, die vom Verkehrsministerium NRW federführend umgesetzt werden können, ,Modellversuche zur Höchstgeschwindigkeit Tempo 30 in geschlossenen Ortschaften’ ausdrücklich auf.“ Die Landesregierung, sagt Blaum, unterstütze diese Modellversuche, um weitergehende Erkenntnisse hinsichtlich Emissionen, Verkehrsablauf und Verkehrssicherheitseffekten zu gewinnen. Die BUND-Ortsgruppe Meerbusch hat deshalb einen Bürgerantrag an den Stadtrat gestellt — mit dem Ziel, dass die Autostadt Meerbusch ein solches Pilotprojekt verwirklicht. Die Vorteile einer flächendeckenden Tempo-30-Regelung in allen Ortseilen lägen auf der Hand, sagt Blaum. „Zum einen: Mehr Sicherheit auf unseren Straßen. Die verringerte Geschwindigkeit reduziert die Unfallwahrscheinlichkeit und -schwere erheblich, denn Hauptursache für Unfälle mit Personenschäden sind nun einmal zu hohe Geschwindigkeiten.“ So berge der durchschnittliche Anhalteweg bei Tempo 50 mit 27,7 Metern deutlich höhere Risiken als der wesentlich geringere aus Tempo 30 mit nur 13,3 Metern. „Der Unterschied von 14,4 Metern kann bei einem Unfall für das Leben des Verkehrsopfers beziehungsweise die Schwere seiner Verletzungen entscheidend sein“, so die BUND-Vorsitzende.

Punkt zwei: weniger Lärm. Das Absenken der Geschwindigkeit von Tempo 50 auf Tempo 30 bringe etwa drei Dezibel weniger Lärm mit sich — für das menschliche Ohr höre sich das nach nur halb so vielen Autos an, sagt der BUND. Besonders nachts sei das ein unschätzbarer Vorteil für Wohngegenden. Punkt drei: mehr Lebensqualität in der Stadt. „Bei Tempo 30 auf der Straße wird Zufußgehen und Radfahren nicht nur sicherer, sondern macht auch mehr Spaß“, sagt Blaum. „Das Fahrrad kann seinen Vorteil als schnellstes Verkehrsmittel von Tür zu Tür in der Stadt noch weiter ausbauen.“ Auch ein Punkt in der Argumentationskette der Umweltschützer: eine geringere Schadstoffbelastung.

Unter dem Stichwort „Hoffnung“ steht auch ein flüssigerer und gleichmäßigerer Verkehrsablauf, der Zeitverlust kompensiert. Unter Verkehrsexperten sei die Reduzierung auf 30 km/h innerhalb der Städte schon länger ein Trend, sagt die Meerbuscher BUND-Vorsitzende. „Ein erheblicher Zeitverlust ist nicht zu erwarten, denn bei Tempo 30 erhöht sich die Fahrzeit nur unwesentlich: Auf einer Strecke von einem Kilometer liegt der Zeitverlust bei 40 Sekunden. Wenn man bedenkt, dass die meisten Autofahrten innerhalb von Ortschaften unter einer Länge von fünf Kilometern liegen, liegt die maximale Verzögerung bei circa drei Minuten.“

Für den Fall, dass der Rat der Forderung „Tempo 30 — flächendeckend“ nicht folgt, hat der BUND hilfsweise die Einführung von Tempo 30 auf allen Straßen innerhalb Meerbuschs, die keine Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen sind, beantragt. Sollte auch das kein Gehör finden, wäre auch die Einführung von Tempo 30 auf Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen, sofern sich dort ein Kindergarten, ein Altenheim oder eine Schule befindet, eine Option, sagt Blaum.