Drohnenpilot im Dienst der Sicherheit
Lukas Kremkau arbeitet für die Büdericher Firma Spectair. Mit einer Drohne samt Kamera inspiziert er auch Windräder auf Schäden.
An ihrem höchsten Punkt rotieren die Blattspitzen der Rotorblätter 200 Meter über dem Boden. Das ist deutlich höher als das Ulmer Münster ist. Wenn die Drohne ganz oben an der Spitze fliegt, hat sie die Größe einer kleinen Mücke an der Decke. In Wirklichkeit ist ihr Durchmesser etwa ein Meter, ihr Gewicht rund fünf Kilogramm, angetrieben wird sie von acht Propellern. Daher ihr Name: Oktokopter. Sollte einer der Propeller ausfallen, halten die anderen sieben das unbemannte Flugobjekt in der Luft. Bei einem Preis von rund 30 000 Euro einschließlich hochauflösender Kamera lohnt sich die Investition in den achtfachen Antrieb. Quadrokopter sind zwar günstiger in der Anschaffung, aber weniger sicher.
Lukas Kremkau, 32, steht am Fuße des mächtigen Turms. Um den Hals hängt die Fernsteuerung für die Drohne, mit beiden Händen steuert er sie über einen Bildschirm auf der Steuerung. Neben ihm steht der Kameramann Andreas Müller, ebenfalls mit einer Fernsteuerung. „Ich bin der Pilot und fliege die Drohne, mein Kollege macht gutes Bildmaterial“, sagt Kremkau. Jedes der etwa 60 Meter langen Rotorblätter fliegt er systematisch Stück für Stück, von vorne und von hinten ab, der Kameramann fotografiert. Dann werden die Motorgondel und schließlich der Turm abgeflogen und aufgenommen. Die beiden inspizieren die Windenergieanlage, anschließend schauen sie sich die Bilder ganz genau an und suchen nach Rissen oder Delaminationen. Regen, Hagel und Frost nagen an den Rotorblättern. Das zeigt sich besonders an den Nasenkanten, den gegen den Wind gerichteten Vorderkanten der Rotorblätter. „Typischerweise treten dort Erosionsschäden auf“, sagt Kremkau. Die zu finden, ist die Aufgabe des Duos, denn die vormals glatten Oberflächen der Blattspitzen werden rau, wenn die Schutzschicht fehlt. Dann leisten sie dem Wind mehr Widerstand, damit geht die Leistung der Anlage zurück. Während der Inspektion stehen die Blätter in Parkposition.
Kremkau ist professioneller und ausgebildeter Drohnenflieger. Schon seit Jahren hat er den Kenntnisnachweis für Aufstiegsgenehmigungen, das ist die Erlaubnis zum professionellen Fliegen. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Kremkau. Sein halbes Leben fliegt er schon, zuerst Modellflug, jetzt Drohnen. „Das Fliegen unterscheidet sich aber grundsätzlich. Während ich beim Modellflug darauf achte, große Abstände zu Gebäuden einzuhalten, muss ich bei der Inspektion mit der Drohne möglichst nahe an die Struktur heranfliegen.“ Seit drei Jahren arbeitet Kremkau bei Spectair in Büderich auf dem Areal Böhler als hauptberuflicher Drohnenpilot. Das Unternehmen setzt Drohnen für Industrie- und Bauwerksinspektionen sowie Vermessung ein, es schult private und gewerbliche Drohnenpiloten in der eigenen Flugschule und produziert Imagefilme, beispielsweise für Hotelanlagen. Von den 13 Mitarbeitern der Firma sind vier Drohnenpiloten.
Christan Caballero, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands für unbemannte Systeme, geht von etwa 6000 Unternehmungen in Deutschland aus, die professionell Drohnen einsetzen. „Die breite Masse sind Einzelunternehmen, und es werden immer mehr, weil die Dienstleistung zunehmend bekannter wird.“ Bei der diesjährigen Cebit waren Drohnen Schwerpunktthema. Klassische Einsätze für die Fluggeräte sind Inspektionen von Windrädern. Sie werden in der Landwirtschaft genutzt, um Schädlingsbefall zu erkennen, Behörden lassen Drohnen steigen für Tatortbehebungen, der Katastrophenschutz, um Schäden aufzunehmen.
Drohnen sind Träger unterschiedlicher Geräte: heute von Kameras, morgen von Relais-Stationen, um temporär Funknetze oder ein Internet aufzubauen. Piloten von Drohnen ab zwei Kilogramm brauchen einen Kenntnisnachweis. Den gibt es schon einige Jahre, seit April diesen Jahres ist dieser in der neuen Luftverkehrs-Ordnung bundesweit einheitlich geregelt.
Die Schulungen bestehen aus praktischen Flugübungen und theoretischem Wissen, etwa in Luftrecht und Meteorologie. Die Kurse bei Spectair sind bislang führend in Deutschland, sie dauern vier Tage und kosten rund 1400 Euro. Eine bestehende Privatpilotenlizenz ist eine Alternative zum Kenntnisnachweis.
„Als professioneller Drohnenpilot muss man hervorragend Fliegen können, das heißt, die Drohne präzise, auch ohne GPS-Signal zu steuern“, sagt Kremkau. Das erfordere höchste Konzentration. Ein Einsatz setze eine detaillierte Vorbereitung voraus. „Im öffentlichen Raum braucht man für bestimmte Höhen eine Genehmigung, und man sollte eine Risikoanalyse betreiben, etwa Funkstrecken am oder in der Nähe des Objekts beachten.“
Die können das Fluggerät beeinflussen und einen Einsatz ausschließen. Oder Feuer und Hitze. In seinem nächsten Auftrag überprüft Kremkau Leitungen in einer Erdölraffinerie auf Leckagen. Dort arbeitet er allein und setzt eine Infrarotkamera ein, die austretende Hitze an den Dampfleitungen farblich darstellt.