Europawahl in Meerbusch: CDU ist trotz Verlusten Gewinner

Die Premiere im Wahlamt ist geglückt. Mit 49,72 Prozent ist die Wahlbeteiligung in Meerbusch relativ hoch.

Lank. Einige unruhige Nächte hatten die Mitarbeiter des Wahlamtes in den letzten Wochen. Sonntagmorgen um 7.30 Uhr ist die Anspannung auf dem Höhepunkt, doch um 8 Uhr gibt es die erhoffte Entwarnung: Alle Wahlvorstände sind komplett, alle Wahllokale zugänglich, die Ausrüstung ist bis zum letzten Stift fürs Kreuzchen vorbereitet, die Schlüssel für die Wahlurnen sind vorhanden.

Michael Marschall und sein Notfallteam können durchatmen. "Ein dickes Lob an die Wahlvorstände", meint Marschall. Die arbeiten teilweise seit Jahren zusammen: "Sie sorgen bei einem Krankheitsfall schon selbst für Nachschub, da brauche ich gar nichts zu machen."

Unter Michael Marschalls Regie haben die Mitarbeiter des Fachbereichs Ordnung die EU-Wahl vorbereitet. Es ist eine Premiere, nachdem der Bereich Wahlen jüngst ins Ordnungsressort verlagert wurde.

Marschall hat als einziger von ihnen "im Service Zentrale Dienste alle Wahlen einmal mitgemacht". Der Herr über Paragraphen, Zahlen und Prozente ist wie sein Fachbereichsleiter Heiko Bechert am Mittag "überaus zufrieden, dass alles auf den Punkt geklappt hat".

Doch Marschall kann nicht für jeden Fall eine Lösung finden. Beispielsweise nicht für den Meerbuscher in Schweden, dessen Briefwahlunterlagen nicht rechtzeitig im Gastland eintrafen.

Der suchte in einem Telefonat am Freitag nach einer letzten Chance, seine Stimme abzugeben: "Kann ich Ihnen das nicht einfach sagen und Sie machen das Kreuzchen für mich?" Marschall schüttelt den Kopf, sagt aber auch: "Das zeugt doch von dem Vertrauen, das die Leute in uns haben."

Fernmündlich funktionierte die Auftragswahl nicht, aber für einen Wahlwilligen im Wahlamt selbst schon. Das weiß Azubi Björn Kerkmann, der die akribische Vorbereitung an der Gonellastraße im Team erlebt hat: "Ich habe auch mal für eine alte Dame ein Kreuzchen gemacht." Bei Wählern mit entsprechenden Einschränkungen darf er das.

130 EU-Ausländer haben sich ordnungsgemäß ins Wahlverzeichnis eintragen lassen. Weniger glücklich waren drei andere. Zwei mussten vor Ort erfahren, dass der Wahl-Brief von Bürgermeister Spindler allein ihnen keineswegs den Weg in die Wahlkabine ebnet, und der dritte fehlte im Wählerverzeichnis:

Er hatte in Vorjahren in Meerbusch seine Stimme abgegeben, allerdings nicht fürs EU-Parlament. "Also ist er in dieser Liste auch nicht aufgeführt", sagt Marschall, der gestern als zentrale Schaltstelle solche und andere Anfragen seiner Mitarbeiter aus dem Kopf oder per Computerklick zu klären suchte.

Pünktlich um 12 Uhr läuten die Telefone auf seinem Schreibtisch Sturm: Zwischenbilanz. Da steht der Wahlkreis Giesenend mit 290 Stimmabgaben an der Spitze; stadtweit haben immerhin 5200 Meerbuscher gewählt. Rechnet man die 4846 Briefwähler hinzu, liegt die Wahlbeteiligung zu diesem Zeitpunkt bei etwa 25 Prozent. Kreisspitze.

Bis 16 Uhr werden 12508 Stimmabgaben gezählt, inklusive der Briefwähler bedeutet das 41,9Prozent. Apropos Briefwähler: Deren Post wird ab 15 Uhr im Mataré bearbeitet: 72Helfer, als Arbeitsgerät einen Brieföffner in der Hand, schlitzen 4846 Umschläge auf.

Um 19.56 Uhr ist das Gesamtergebnis da: Bei einer Wahlbeteiligung von vergleichsweise guten 49,72 Prozent gewinnt die CDU zwar mit 43,69 Prozent nicht überraschend, verliert jedoch gegenüber der EU-Wahl 2004 satte zehn Prozentpunkte.

Sieger ist die FDP: Sie kommt auf stolze 20,02 Prozent (plus 10 Prozent). Die Grünen erreichen 11,55 Prozent, die SPD 16,66 Prozent - Niveau nahezu gehalten. Die Linke kommt auf 2,61 Prozent.