Flüchtlingsprojekt: Modellbau soll gegen Langeweile helfen
Pfarrei bietet einen technischen Nachmittag an.
Meerbusch hat rund 275 Flüchtlinge und Asylbewerber aufgenommen. Um die 120 sind im Asylbewerberheim in Lank-Latum untergebracht. Viele stecken im Asylverfahren, dürfen nicht arbeiten. Die Folge ist oft: Langeweile. Für ein paar Stunden Ablenkung hat die katholische Pfarrei Hildegundis von Meer das Projekt „Bagger-Modellbau mit Asylbewerbern“ im Pfarrzentrum St. Stephanus gestartet.
„Wir wollen den Asylbewerbern menschliche Wärme schenken“, sagt Marianne Gehrisch vom Sachausschuss Caritas der Pfarrgemeinde. Die technische Projektleitung hat Rudolf Hahne, Vorsitzender des „Instituts für berufliche Bildung in angewandter Qualitätssicherung und Produktionstechnik“. Berufsschullehrer Hahne und Diplom-Ingenieur Max Stepanishyn werkeln mit den Flüchtlingen. „An den Baggern lassen sich Gesetzmäßigkeiten der Physik, Hydraulik oder Mechanik, predigen“, sagt Hahne. Die Modelle sind Lehrmaterial, die montiert und demontiert werden. Über Schläuche wird Luft gepresst, so dass sich die Baggerschaufel bewegt.
Am Projekt nehmen neun bis zehn Asylbewerber teil. Es sind Männer im Alter von 18 bis 34 Jahren. Diese Gruppe macht auch den Großteil der Bewohner im Asylbewerberheim aus. Die Auswahl erfolgte durch eine Empfehlung der Caritas Neuss. Sie hatte die Pfarrgemeinde darum gebeten, Beschäftigungsmöglichkeiten für Asylbewerber zu schaffen.
Der 19-jährige Abdirazak sägt für die Baggerarme Holzstücke und erzählt im gebrochenem, aber verständlichen Deutsch: „Ich lebe seit acht Monaten in Lank.“ Abdirazak stammt aus Somalia. Charles (30) ist aus Nigeria geflohen. In seiner Heimat wütet die islamistische Terrorgruppe Boko Haram: „Aber in Deutschland bin ich sicher“, sagt er. Charles möchte hier eine Familie gründen, sich beruflich in Agrartechnologie weiterbilden. An dem Baggerprojekt hat er großes Interesse.
Finanziert wird das Projekt durch Spenden. Die erste über 5000 Euro kam aus dem Erlös des Pfarrfests in Osterath. Ab Januar soll das Angebot auf zwei Nachmittage ausgeweitet werden. So könnten weitere zehn Männer teilnehmen. „Wir könnten weitere Betreuer gebrauchen“, sagt Gehrisch. Ehemalige Lehrer, Ingenieure oder Technikbegeisterte können sich in den Pfarrbüros vorstellen. Gehrisch betont die soziale Komponente des Projekts. Kickerspielen und Aktivitäten mit den Pfadfindern vom Pfarrzentrum gehören dazu. Kuchen, Plätzchen oder belegte Brötchen für die Asylbewerber bringen Freiwillige vorbei.