Bildung in Meerbusch Schwieriger Start für die Erstklässler
Meerbusch · Mit dem Eintritt in die Grundschule hat sich für die ehemaligen Kita-Kinder ganz viel verändert. Durch die Pandemie war es kaum möglich, sie auf den „Ernst des Lebens“ richtig vorzubereiten. Ein schwieriger Anfang für die Kleinen.
. Das letzte Jahr in der Kita, bevor der „Ernst des Lebens“ beginnt, ist für die Jungen und Mädchen zumeist sehr aufregend. Die Vorschulkinder werden zeitweise aus der Gruppe genommen, um erste Schreibübungen zu machen oder um mit Zahlen zu jonglieren, sie bekommen „Extraaufgaben“, machen kleine Ausflüge oder planen eine Übernachtungsparty im Kindergarten. Durch die Corona-Pandemie ist vieles davon flach gefallen. Auch in den Meerbuscher Kindertagesstätten. Fahrten wurden gestrichen, in der Kita gab es nur eine Notbetreuung, die sich nicht unbedingt um die Wünsche der Vorschulkinder kümmern konnte, und das ganz große Abschlussfest konnte auch nicht stattfinden.
Wenig auf den Schulstart vorbereitet haben die Erstklässler dann im August mit der Schule begonnen. Jetzt, kurz vor den Herbstferien, können Lehrerinnen, Lehrer und Schulleiter eine erste Bilanz ziehen, ob sich die Vermutungen bestätigen. „Die Rückmeldungen aus den Klassen haben ergeben, dass die Situation der Kinder, die ein Drittel ihres Lebens in der Pandemie verbracht haben, eine andere als in den Vorjahren ist“, sagt Anne Weddeling-Wolff, Schulleiterin der Martinus Schule in Strümp.
Die Gesamtheit der Kinder wirke auf die Pädagogen jünger, man merke, dass sie viel weniger Zeit in der Kita verbracht haben und dass sie viel weniger Zeit mit gleichaltrigen Spielkameraden verbracht haben. Für sie war der Schulstart unvorbereitet ein Sprung ins kalte Wasser. „Wir arbeiten immer ganz eng mit den Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas zusammen, und die gute Arbeit, die die Kollegen mit den Kindern in den Kitas machen, die fehlt“, sagt Weddeling-Wolff. Das soziale Leben, das Kinder prägt, habe nicht stattgefunden. Spontane Verabredungen zum Spielen seien eineinhalb Jahre nicht möglich gewesen. Auch haben die Pädagogen festgestellt, dass Kinder sehr viel weniger nötige Therapien erfahren haben. In den Kitas wird genau auf die Förderbedürfnisse jedes Kindes geachtet und in Elterngesprächen darauf hingewiesen. Aber auch die individuelle Beobachtung des Kindes und intensive Gespräche mit Müttern und Vätern waren zu Hochzeiten der Pandemie nicht möglich.
„Meine Kolleginnen fangen diese Defizite auf“, sagt Weddeling-Wolff zuversichtlich. Jedes Kind werde dort abgeholt, wo es stehe, und außerdem setze sich der Klassenrat zusammen, wo jeder alles sagen könne, was gefällt und was nicht. Der Rat tagt nun in den Klassen öfter – früher war das nur einmal wöchentlich. Die Kolleginnen sind sich der veränderten Ausgangssituation der Kinder zum Schulstart bewusst und helfen, erste Erfahrungen in der Gruppe zu machen. Sie unterstützen beim sozialen Lernen und Leben und führen Gespräche mit Eltern, auch außerhalb der Sprechtage. Während einige Eltern von sich aus die Beratung durch die Pädagogen suchen, organisieren wiederum andere Spielenachmittage mit den Kindern und für die Kinder, damit diese als Klasse zusammenwachsen. Denn auch hier konnte die Kita keine Vorarbeit leisten. Freundschaften aus Kindergartentagen sind selten.
„Kinder sind klasse“, sagt Weddeling-Wolff. Sie würden sich freuen, in der Schule zu sein, sie würden sich mit Masken arrangieren, mit Tests und sozialem Neuland. „Ich erlebe eine lebendige Schülerschaft“, freut sich die engagierte Pädagogin und ist sich sicher, dass die Schulneulinge in Zukunft in ihre neue Normalität hineinwachsen. „Wie lange das dauert, ist abhängig vom Individuum. Aber wir geben unterstützend die Zeit und die Freiheit, zu wachsen.“