Serie Hausbesuch Einsamkeit kann krank machen

Osterath · Bei einem „Hausbesuch“ erzählt Andreas Fucken von seinem Beruf als Pflegedienstleiter in einer psychiatrischen Klinik. Für seine Hobbys rund um das Osterather Schützenwesen und Tennis bleibt ihm immer noch etwas Zeit.

Die meisten Osterather kennen Andreas Fucken aus dem Schützenverein, vom Tennis, haben ihn im Schützenpodcast „Sektbar“ gehört oder waren als Jugendlicher bei ihm in der Firmvorbereitung. Das ist aber nur das „Freizeitgesicht“ vom dreifachen Familienvater Fucken. Im Berufsleben ist der 50-jährige Pflegedienstleiter an der psychiatrischen Klinik Königshof der St. Augustinus Gruppe. Die Krefelder Klinik hat sich auf Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie spezialisiert.

„Schon zu Schulzeiten wollte ich später in den sozialen Bereich. Deshalb habe ich nach dem Abitur auch mit dem Studium der Psychologie begonnen“, erinnert sich Fucken. Nach einem Praktikum und einem Ferienjob im St. Josef Hospital, ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie in Neuss, entschied sich der Osterather, das Studium erst einmal ruhen zu lassen und eine Ausbildung zum Krankenpfleger zu absolvieren. Auch das Studium der Medizin oder der Sozialen Arbeit zog er nach der dreijährigen Ausbildung in Betracht. „Der examinierte Krankenpfleger sollte nur einen Zwischenschritt sein“, sagt Fucken. Doch wie so oft, kam es anders. Krankenpfleger Fucken wurde 1998 nach nur drei Monaten nach dem Examen für die innerbetriebliche Ausbildung vorgeschlagen und bildete sich fort. Zusätzlich wurde ihm die Aufgabe übertragen, am Neusser Haus und an der Krefelder Klinik ein Qualitätsmanagement zu installieren. „Das war eine Riesen-Projekt. Für beide Häuser wurden je 500 Seiten Qualitätsberichte verfasst“, so Fucken. Und 2004 wurden die St. Josef Klinik und die Klinik Königshof zertifiziert. Über die dreijährige Ausbildung zum Pflegewirt wurde ihm, nachdem das Krefelder Haus ohne Pflegedienstleitung war, diese übertragen.

Fucken legt Wert auf die Aus-
und Fortbildung seines Teams

„Und das mache ich seitdem. Mit großer Begeisterung. Nicht mehr ganz nah am Patienten, dafür aber ganz nah am Menschen“, erzählt Fucken. Er übernimmt die Personaleinteilung und die Leitung, sorgt dafür, dass immer die richtigen Leute am richtigen Platz sind und über die richtige Ausbildung verfügen.

Fucken legt besonderen Wert auf die Aus- und Fortbildung seines Teams. Dabei habe die Pflege in der Psychiatrie noch einmal einen ganz anderen Stellenwert als in der akuten, somatischen Krankenpflege. Die therapeutische Pflege beziehe sich auf die intensive Begleitung im Alltag, umfasse Sport, Musik, Aromatherapie sowie Kräuterheilkunde. Bei ihm arbeiten Achtsamkeitstrainer und aufmerksame Mitarbeiter, die abends noch einmal die Patienten mit einem guten Tee versorgen. Der Präsident des Heimat- und Schützenbundes Osterath fühlt sich der christlichen Auslegung der Klinik und der St. Augustinus Gruppe verbunden und verpflichtet, ist er doch seit seiner eigenen Vorbereitung auf die erste Heilige Kommunion in der katholischen Kirche sehr aktiv. Er engagierte sich in der 140 Mitglieder starken KJG Osterath (Katholische Jugend), wurde Messdiener und Lektor und begleitet Jugendliche seit über 30 Jahren bis zur Firmung.

Auf seinen bisherigen Berufsweg blickend stellt Fucken große Unterschiede zur früheren Arbeit in der Psychiatrie und große Entwicklungen beim Umgang mit den Patienten fest: „War die Psychiatrie früher eine verwahrende Therapie, so öffnet sie sich heute für und mit dem Patienten und in den umfangreichen aktiven Therapieformen“, sagt der Pflegedienstleiter. Außerdem seien neue Krankheitsformen dazu gekommen, etwa das ganze Feld der Essstörungen und der Spielsucht.

Mit Erschrecken habe er seit der Corona-Pandemie festgestellt, dass die Menschen immer kranker werden: „Die Depressiven werden immer depressiver und die Schizophrenen werden immer schizophrener“, hat Fucken gerade in den vergangenen Monaten beobachtet. „Und das ganze Ausmaß an Kranken steht uns noch bevor“, ergänzt Andreas Fucken. Er macht die Einsamkeit der Menschen durch die Pandemie und ihre Regeln und Vorschriften dafür verantwortlich. Soziale Kontakte seien für Kranke und Gesunde wichtig. Und so macht sich Andreas Fucken auf zum Tennistraining, wo er seinen Sohn und Freunde trifft.