Kabarett in Lank: Nach 40 Minuten lief es rund

Thilo Seibel und Lüder Wohlenberg sezieren die Krise und die Politik.

Lank. Kabarett im Forum Wasserturm bedeutet genug Gemütlichkeit, um Gummibärchen mitzubringen, aber auch ein hohes Maß an Kritikfähigkeit beim Meerbuscher Publikum. "If I can make it there, I’ll make it anywhere" wusste schon Sinatra, auch wenn sich sein Respekt nicht aufs Forum Wasserturm bezog. Doch jenen Kabarettisten, die Lank erobern, steht gewiss ein Stückchen Welt offen.

Im Ernst: Das Kölner Duo Thilo Seibel und Lüder Wohlenberg brauchte vierzig Minuten, um die Gäste zu entspannen. Einmal in Fahrt, gab es aber kein Hindernis mehr für einen gelungenen, heiteren Abend.

In Hochform geraten Seibel (41), früher Betriebswissenschaftler und mundartbegabt, und sein Partner Wohlenberg (38), früher Mediziner, heute im Anzug statt im Kittel, erst in ihren solistischen Nischen. Da gibt einer den falschen Fuffziger in Gestalt eines sächsischen Landesbankers, der andere die alte Dame, die nach der Bankenkrise ihre 750 Euro Erspartes persönlich sehen möchte.

Aktuell und minutiös werden bei den Viel-Preis-Trägern, die im Jahr 2000 zum ersten Mal gemeinsam auftraten, Ergebnisse politischer Lügen je nach Studium nachgerechnet oder seziert, sämtliche Bundestagsmarionetten in die Mangel genommen und drängende Fragen beantwortet.

Wohin geraten beispielsweise private digitale Fotos nach der Entwicklung außer zum Kunden? Soll man mit 47 noch ein Motorrad oder lieber schon "Essen auf Rädern" bestellen? Und: Empfiehlt es sich nicht, Erspartes einzutuppern und zu vergraben?

Die vom Duo nicht wirklich leicht genug genommene Polit-Kost allerdings erzeugt in den gegenwärtigen Krisenzeiten gelegentlich eher resigniertes Kopfnicken als ein Kichern im Publikum.

Unbeeindruckt davon arbeiten sich Seibel und Wohlenberg professionell durch ihr Programm, halten ihre Hausqualität und setzen auch Höhepunkte. So vermuten die Kabarettisten zur ungeteilten Freude des Publikums, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück nehme höchstwahrscheinlich Stimmungsverdunkler und Nicht-Bundespräsidentin Gesine Schwan flattere mit Nest auf dem Kopf herum, damit möglicherweise linke Vögel bei ihr landen können.

Auch eine politisch noch korrektere Version denn je zuvor verdanken wir den Kölnern für den Begriff Negerkuss, die Kenntnis des wahren Erlösers der Welt sowie den Namen des größten schwarzen Lochs im Universum. Ein aufschlussreicher Abend.