Kein Hotel nahe dem Haus Meer

Aus dem geplanten Komplex auf dem Gelände wird wohl nichts. Denn dort wurden hochwertige Bodenfunde gemacht.

Foto: Ulli Dackweiler

Bei Grabungen auf dem Gelände des Hauses Meer nördlich des Schlosses haben Archäologen hochwertige Bodenfunde gemacht. Die Pläne der taiwanischen Regent-Gruppe, dort einen Hotelbau zu errichten, haben sich damit wohl zerschlagen. Der städtische Beigeordnete Just Gérard stellte das mit Spannung erwartete Ergebnis der Bodenuntersuchung unter dem Punkt „Verschiedenes“ im Kulturausschuss vor. „Es gibt hochwertige Funde dort“, sagte er und schlussfolgerte: „Dieser Investor wird sich wohl verabschieden.“

Die Stadt hatte das Gutachten vor einer Woche vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) erhalten. Die Politik nahm das Ergebnis nun zur Kenntnis, forderte aber das Gutachten an. Dass die Bodenfunde von Wert sind, konnte bereits nach dem Vortrag des an den Grabungen beteiligten Archäologen Patrick Jülich im Pfarrsaal von St. Mauritius Ende Februar vermutet werden. Öffentlich bewerten wollte Jülich damals seinen Fund aber nicht.

Die Geschichte von Haus Meer ist mittlerweile 850 Jahre alt. Erst war es ein Kloster, später diente es als Schloss für die Krefelder Familie von der Leyen. Seit Jahren wird über die künftige Nutzung des Geländes gestritten. Eine taiwanesische Investorengruppe bekundete bereits im Jahr 2011 erstes Interesse, auf dem Areal, das sich im Besitz des Kölner Unternehmers Roland Agne befindet, ein Hotel mit insgesamt 80 Betten zu realisieren. Der Knackpunkt bei dem Projekt war, dass das Bauwerk über die Grenzen des eigentlichen Schlosses hinaus errichtet werden sollte.

Grabungen waren nötig, um zu dokumentieren, ob durch die Hotelbebauung Bodenschätze überbaut werden. Da dort jetzt hochwertige Funde gemacht wurden, kann das Hotel nicht in nördliche Richtung des alten Schlosses expandieren. Laut Investorengruppe ist damit ein Hotelbau nicht wirtschaftlich zu betreiben. Die Politik dachte im Kulturausschuss in ersten kürzeren Stellungnahmen darüber nach, zu alten Planungen zurückzukehren. „Eine Parkanlage nach Weyhe könnte dort entstehen“, sagte Claus Fischer (CDU). Nach dem Vorbild der Bürgerwäldchen sollte die Stadt Baumspenden sammeln. Just Gérard brachte den Gedanken einer öffentlichen Stiftung dafür ins Spiel. Auch die Überlegung, dort das Stadtarchiv anzusiedeln, kam wieder auf.

Interessant ist auch der Kommunikationsweg bei der Frage des Bodenwertes: Der Eigentümer Agne beauftragte als Auflage des LVR das Unternehmen Archäologie.de und musste dafür selbst die Kosten tragen. Die Archäologen setzten nach dem Ende der Arbeiten den LVR in Kenntnis, der wiederum die Stadt informierte. Und erst der städtische Beigeordnete Just Gérard klärte den Eigentümer auf. „Dass der LVR den Auftraggeber nicht informiert, ist ungewöhnlich“, sagte der Beigeordnete, der sein Befremden über diesen Kommunikationsweg damit zum Ausdruck brachte.