Folgen der Inflation Kunden schauen genauer auf die Preise
Büderich · Bio-Händler und -Landwirte spüren ein zurückhaltendes Kunden-Kaufverhalten in Zeiten von Krieg und Inflation.
Während der Corona-Pandemie und besonders während des Lockdowns haben sich die Menschen einiges gegönnt, und das haben auch die Bio-Märkte in Meerbusch gespürt. In einer Zeit ohne Restaurantbesuche konzentrierte sich bei vielen Bürgern fast alles auf das Thema Essen. „Wenn wir schon nicht vor die Tür kommen, so wollen wir doch wenigstens gutes, hochwertiges Essen daheim zubereiten“, war das Motto vieler neuer Hobby-Köche. Gerne wurden hochpreisige Lebensmittel gekauft, die man sich sonst nicht so schnell gegönnt hätte. Auch auf Bio-Qualität wurde in der Corona-Krise viel Wert gelegt. Kochen und Essen stand bei vielen Leuten ganz oben auf der Prioritäten-Liste – doch nun kehrt sich der Trend um.
„Ja, wir haben in der Hochzeit der Pandemie gute Umsätze gemacht“, sagt Hiltrud Weiers vom Denn’s Biomarkt an der Düsseldorfer Straße in Büderich. Doch die Zeiten des Aufschwungs sind jäh gebremst worden. Inflation, steigende Gaspreise und der Ukraine-Krieg tragen mit dazu bei, dass die Verbraucher aktuell immer zurückhaltender werden. Der stellvertretende Marktleiter des Alnatura Marktes an der Düsseldorfer Straße in Büderich, Magnus Grunzke, sagt: „Wir erleben in den Alnatura Märkten eine leichte Kaufzurückhaltung aufgrund der Inflation.“ Dem Unternehmen sei es aber wichtig, dass sich möglichst viele Menschen Bio leisten können. „Die Preisabstände zwischen Bio-Produkten und konventionellen Produkten gleichen sich zurzeit an.“ Dies liege zum einen daran, dass die Transportwege für Bio-Rohstoffe kürzer sind, da der Biohandel Wert legt auf eine regionale Herkunft. Somit fallen die gestiegenen Kraftstoff-Preise weniger ins Gewicht. Zum anderen verwendet der Bio-Landbau keine chemischen Kunstdünger, die aufgrund der hohen Energiekosten ebenfalls gerade sehr teuer in der Herstellung sind.
Bio-Spaghetti sind teilweise günstiger als konventionelle
Ein Angebot aus dem Alnatura-Sortiment hebt der stellvertretende Marktleiter hervor: Es gibt Bio-Spaghetti für 99 Cent, die sind also günstiger als die konventionellen Spaghetti.
Ähnliche Beispiele führen Bernhard und Hiltrud Weiers von Denn’s Biomarkt in Büderich an: „In der Pandemie haben wir nie Mehl- oder Sonnenblumenöl-Engpässe bei uns im Markt gehabt“. Die Produkte bei Denn‘s kommen vorzugsweise aus Deutschland, daher ist der Markt nicht auf Getreide oder Öl aus der Ukraine angewiesen. Auch die Preise sind bei 1,19 Euro für ein Paket Biolandmehl und 4,99 Euro für ein Liter Bio-Sonnenblumenöl in der Glasflasche im Rahmen geblieben.
Marktleiter Weiers spürt jedoch trotz seiner zahlreichen Stammkunden einen Rückgang des Bonwertes pro Kunde. Rund um 5,7 Prozent seien die Einnahmen zurückgegangen. Das heißt, der einzelne Kunde hat mittlerweile weniger im Korb, da bewusster gekauft werde. Der Griff gehe während der Inflation vermehrt zur Eigenmarke „dennree“. Mit 600 Artikeln dieser Bio-Eigenmarke haben die Kunden dennoch ein breites Angebot und können außerdem auch noch auf „günstige Wochenenden“ zurückgreifen. Hier gibt jeweils freitags und samstags besondere Angebote.
Skurrile Beobachtung bezüglich des Einkaufsverhaltens der Kunden hat Karin Birgels-Rahm vom Hof am Deich an der Niederlöricker Straße in Büderich gemacht. „Unter unseren Kunden herrscht eine große Unruhe. Die Menschen sind unsicher, was auf sie zukommt, und die Angst vor der immer noch bestehenden Pandemie und dem Krieg ist spürbar“, sagt die Landwirtin, die Bio-Obst- und Gemüsekisten verkauft. Die Kunden seien viel bewusster beim Einkauf geworden. Sie betrachteten die Preise genauer, empfinden ein Produkt als sehr teuer und äußerten ihr Entsetzen. „Dass sich der Preis des Produkts seit Jahren nicht verändert hat, merken die Leute nicht“, schmunzelt Birgels-Rahm.
Konnten die Landwirte vom Hof am Deich während des Lockdowns kaum alle Abo-Kisten-Interessenten bedienen, so merken sie jetzt, dass an hochwertigen Demeter-Lebensmitteln als erstes gespart werde. Obst und Gemüse aus Büderich verkaufen die Bio-Landwirte in den Düsseldorfer Stadtteilen Oberkassel und Flingern auf dem Markt, packen die Lebensmittel in die Kisten und haben für Obst- und Gemüseverkauf den Hofladen donnerstags von neun bis 14 Uhr geöffnet.
„Die drastischen Preissteigerungen wie bei den Discountern gibt es bei uns nicht“, sagen die Weiers, die von Tochter Mathilda im Laden unterstützt werden. Dennoch spürten auch sie sie erhöhten Energie- und Personalkosten, die sich natürlich auch auf die Preise niederschlagen würden. „Alle 14 Tage gibt es bei uns ein Angebotsblättchen. Das ist für unsere preisbewussten Kunden hilfreich beim Einkauf“, sagt Weiers.
Bei den frisch gekochten Mittagsgerichten, die im Markt und im „Hausgemacht“ an der Dorfstraße angeboten werden, sparten die Kunden – noch – nicht. Ein gesunder Mittagstisch werde von den Angestellten rund um das kleine Bistro sehr geschätzt.