Lank: Die Venus trifft auf König David
Kunst: In der Reihe Meerbusch-Kunst zeigt die Stadt ab Sonntag in der Teloy-Mühle Arbeiten des Beuys-Schülers Anatol.
Lank. Wer mit Anatol über Kunst reden will, sollte schon etwas Zeit mitbringen. Der Mann neigt zu Ausschweifungen. Es kann nicht schaden, den mittlerweile 79-Jährigen zwischendurch vorsichtig zur Raison zu rufen, damit der Beuys-Schüler nicht gänzlich den Faden verliert. Anatol nimmt seinem Zuhörer so etwas nicht krumm. Er hat zu jedem Thema etwas zu sagen und ist so schnell wieder in seinem Element.
Karl-Heinz Herzfeld - unter diesem Namen wurde der Bildhauer 1931 in Ostpreußen geboren - zeigt ab Sonntag in der Reihe Meerbusch-Kunst Plastiken und Bilder in der Teloy-Mühle. Es sind vor allem zwei Werke, die das Mühlenrund - allein schon wegen ihrer Größe - einnehmen. Die Venus von Willendorf ist eine überdimensionale Nachempfindung einer nur elf Zentimeter großen Kalkstein-Skulptur aus der Altsteinzeit. "Daran hängt mein Herz", sagt Anatol.
Noch mehr erzählen kann er über seinen stählernen König David, drei Bilder ergänzen die Skulptur in ihrer Aussage. Wobei Anatol einmal mehr dem Drang unterliegt, seine Zuhörer auf eine generationsübergreifende biblisch-biographische Reise durch das alte Israel mitzunehmen. Sehr lehrreich, aber geht es hier nicht um Kunst?
"Wissen Sie noch, wie wir zusammengekommen sind?", versucht Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage die Situation zu retten - was sich jedoch nur bedingt als hilfreich herausstellt. Denn sofort erzählt Anatol die Geschichte vom steinernen Beuys-Kopf, den ursprünglich Düsseldorfs Bürgermeister Joachim Erwin haben wollte.
Nach dessen Tod hätten die Stadt Düsseldorf und insbesondere der Beirat für Bildende Kunst die Skulptur aber rigoros abgelehnt. Im Vorjahr hat der Findling seinen Platz auf Meerbuscher Gebiet gefunden - dort, wo Anatol vor fast 40 Jahren seinen Lehrmeister Joseph Beuys in einem Einbaum über den Rhein schipperte. Auch diese Episode ruft der Ex-Polizist selbstverständlich noch einmal allen ins Gedächtnis.
Man muss ihn zu nehmen wissen, ein Künstler von Format ist Anatol zweifelsohne. Eventuell ist es auch notwendig, schnell noch Rahmen zu besorgen, wenn Anatol einen Stapel mit Karton-Zeichnungen abliefert. Verkaufen will er die in der Teloy-Mühle gezeigten Werke ohnehin nicht. "Das kommt nicht in die Tüte", sagt er dann fast doch ein wenig ungehalten.