Meerbusch droht Hausärzte-Mangel
Aktuell ist die Quote von Haus- und Fachärzten hoch. Doch bald gehen viele Ärzte in Ruhestand.
Meerbusch. Meerbusch hat genügend Ärzte. Das geht aus einer aktuellen Aufstellung der Krankenärztlichen Vereinigung Nordrhein für unsere Zeitung hervor. Sowohl an Haus- als auch an Fachärzten ist der Bedarf komplett gedeckt. Und teilweise auch weit darüber hinaus. So liegt die Versorgungsrate der Kinderärzte sogar bei 159,6 Prozent zudem ist Meerbusch mit mehr als zehn Psychotherapeuten auch bestens aufgestellt (154,9 Prozent).
Etwas anders sieht es bei den Hausärzten aus. Zwar wird mit 34,6 Hausärzten die 100-Prozent-Marke gerade so überschritten, dennoch kann es dort in etwa fünf Jahren zu einem Mangel kommen. „Es gibt viele Ärzte, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, allerdings nicht genug Nachfolger“, sagt Gerhard Steiner, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Rhein-Kreis. „Es könnte eine kleine Durststrecke auf uns zukommen.“ Allerdings betont der Mediziner, dass es sich dabei nur um eine Prognose handelt. „Wir müssen es letztlich abwarten.“
Ob das die Meerbuscher dann überhaupt zu spüren bekommen, ist noch fraglich. „Zumal sich immer mehr Patienten auch Ärzte suchen, die in der Nähe ihrer Arbeitsstelle sind“, erläutert Steiner. „Viele Meerbuscher etwa orientieren sich deshalb nach Düsseldorf.“ Dies gelte vor allem für spezialisierte Fachärzte wie etwa Kardiologen oder Rheumatologen.
Im Bereich der allgemeinen Fachärzte ist Meerbusch gut aufgestellt. Lediglich die Augenärzte (69,3 Prozent) und die Chirurgen (71,2) liegen prozentual unter dem Mindestbedarf. Zudem gibt es keinen Urologen in Meerbusch, allerdings sind die nächsten in Neuss und Kaarst ansässig. „Das sind für viele Meerbuscher nur wenige Kilometer Fahrtstrecke“, sagt Steiner und gibt zu bedenken: „Man muss im jeweiligen Fall überlegen, ob es wirtschaftlich wäre, einen weiteren Facharzt in der Stadt anzusiedeln.“ Ein Chirurg beispielsweise deckt laut Statistik 38 708 Einwohner ab. Da Meerbusch derzeit rund 55 000 Einwohner hat, wäre noch eine Drittelstelle frei. Würde jedoch eine weitere Vollzeitstelle besetzt, „hätten wir eine Überversorgung von rund 140 Prozent. Zumal beide Kollegen davon leben müssten“, sagt der Allgemeinmediziner.
Generell werden die Arztsitze von den Landesausschüssen gesteuert. Ab 102 Prozent Bedarf wird kein neuer Hausarzt für Meerbusch zugelassen, bis der Prozentsatz wieder gesunken ist oder eine Praxis an einen anderen Kollegen übergeben wird. Bei den Fachärzten liegt die Sperre beim Versorgungsgrad von 110 Prozent.
Der Bedarf wird derzeit bei den Fachärzten kreisweit und bei den Hausärzten auf kommunaler Ebene ermittelt. Jedoch soll dies in den nächsten Jahren noch weiter verfeinert werden. „Durch kleinere Bereiche können wir noch mehr auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen“, sagt Steiner. „Vor allem die Demografie und auch die Mobilität sollten stärker berücksichtigt werden. Auch sind Menschen, die in Ballungsgebieten wie etwa dem Ruhrgebiet leben, häufiger krank als diejenigen, die auf dem Land leben.“
Einen Strukturwandel durchlaufe derzeit darüber hinaus die Fachärztelandschaft. Während die Hausärzte oftmals noch klassisch in Einzelpraxen praktizieren, geht der Trend im Facharztbereich immer mehr zum Ärztehaus. Dort sind verschiedene Spezialisten unter einem Dach. „Das ist betriebswirtschaftlich besser“, sagt Steiner, merkt aber an: „So ist der Patient allerdings auch anonymer.“