Serie Geburt in Meerbusch Doula und Sozialpädagogin unterstützen junge Mütter zusätzlich zur Hebamme
Meerbusch · Wenn angehenden Müttern die Unterstützung von Partner oder Familie fehlt, können sie sich von so genannten Doulas oder von Familienhelferinnen begleiten lassen. Das ist beispielsweise bei einer Wochenbettdepression wichtig.
Der Anspruch von Familie und Gesellschaft an eine Schwangere oder an eine junge Mutter lautet immer: Du musst glücklich sein, strahlen, die Zeit mit deinem Kind genießen, alles perfekt machen, gut dabei aussehen – also schnell die Schwangerschaftspfunde verlieren – auf einer rosa Wolke schweben und mit dem Partner eine heile, kleine Familie bilden.
Das ist jedoch Bilderbuchdenken. In der Realität sieht es oft anders aus. Die Frauen sind mit ihrer neuen Rolle als Mutter, Partnerin und Arbeitnehmerin oft überfordert. Nach einer Trennung während der Schwangerschaft stehen sie oft als Alleinerziehende da, Geldsorgen plagen sie, und der rosige Blick in die Zukunft mit Kind ist plötzlich grau bis schwarz. Aber das muss nicht sein. Wenn die junge Frau sich von Partner und Familie im Stich gelassen fühlt, gibt es professionelle Hilfe, die jede in Anspruch nehmen kann.
Eine Doula ist eine nicht medizinische Helferin
So zum Beispiel die Hilfe einer Doula. Eine Doula (Dienerin oder Magd) ist eine nicht medizinische Helferin. Sie steht einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt emotional und körperlich zur Seite. Katja Ledor aus Meerbusch ist zweifache Mutter und hat sich vor einigen Jahren zur Doula ausbilden lasse. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, werdende Mütter und ihre Partner während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett liebevoll und mit viel Bauchgefühl zu begleiten. Dabei ist es mir wichtig, dass das Vertrauen der Mütter in ihre eigene Geburtsfähigkeit gestärkt wird und sie ihre Schwangerschaft mit viel Bauchgefühl erleben,“ sagt die Meerbuscherin.
Doulas unterstützen Frauen darin, natürlich und selbstbestimmt zu gebären und somit dem Neugeborenen den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen. Im Besonderen sollen einkommensschwache und alleinerziehende Frauen unterstützt werden, das heißt eine kostengünstige oder kostenfreie Begleitung ermöglicht werden. Der Verein der Doulas kann diese Kosten der ehrenamtlich tätigen Doula übernehmen.
Die zusätzliche Inanspruchnahme einer Doula neben der medizinischen Begleitung durch eine Hebamme ist nicht nur für alleinerziehende Mütter von großem Vorteil. Denn die Doula begleitet die Schwangere während des gesamten Geburtsvorgangs unabhängig vom Schichtdienst in den Krankenhäusern. „In der Coronazeit war es für uns schwierig, in die Kreißsäle zu kommen. Mittlerweile hat sich die Situation etwas entspannt, und wir dürfen den Frauen wieder zur Seite stehen“, sagt die Meerbuscherin.
Sollten die Probleme nach der Geburt anhalten, neue auftreten oder die Sorgen größer werden, steht es jeder Familie offen, sich vertrauensvoll an das Jugendamt der Stadt zu wenden. Die Mitarbeiter können erste Tipps geben oder aber auch eine freiberuflich tätige Familienhelferin mit ins Boot holen, die die Familien vor Ort berät und begleitet. Lisa Maria Burr bietet sozialpädagogische Begleitung und individuelle Hilfen in Erziehungsfragen an. Die zweifache Meerbuscher Mutter ist selbstständig und arbeitet mit den Jugendhilfeträgern und dem Jugendamt in Kooperation zusammen.
Sie hat sich in ihrer Ausbildung auf Frühpädagogik und Problemstellungen in der Schwangerschaft spezialisiert. Gerade bei Wochenbettdepressionen kann der Rat eines Profis helfen. „Wie gehe ich richtig mit dem Neugeborenen um, was muss ich für meine Gesundheit und das Wohlergehen des Kindes tun“, sind nur einige Fragen, die junge Mütter an mich richten, sagt Burr. Ihr ist auch wichtig, dass Familien, die sich hilfesuchend an das Jugendamt wenden, nicht als schlechte Eltern angesehen werden: „Das Gegenteil ist der Fall: Wer sich Hilfe holt, übernimmt Verantwortung für das Neugeborene.“ Das Jugendamt prüft den Beratungs- und Unterstützungsbedarf der Familie und schickt dann eine qualifizierte, begleitende Sozialpädagogin in die Familie.
„Ein Anruf bei mir ist natürlich auch jederzeit möglich. Ich helfe schnell, wenn zum Beispiel Wochenbettdepressionen plagen und habe mit sehr viel Verständnis einen Blick für die Mutter“, sagt Burr. Bei diesem Direktkontakt müssen natürlich die üblichen Stundensätze geleistet werden. Lisa Maria Burr versucht, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. „Wenn ich nicht mehr gebraucht werde, habe ich gute Arbeit geleistet“, sagt die erfahrene Familienbegleiterin. Sie versuche bei ihren Beratungen immer, die Mütter und Väter mit ins Boot zu holen. Auch die enge Vernetzung mit Hebammen sei wichtig. Der Kontakt zu hilfesuchenden Familien dürfe nicht abreißen. „Ratsuchende habe ich aus allen sozialen Schichten. Probleme machen weder vor Eigenheimen noch vor Mietwohnungen halt“, hat Burr in den Jahren ihrer Arbeit erfahren. Leider könnten aber beengte Wohnumstände zu einer Verstärkung der Probleme führen. Das Jugendamt reagiere natürlich auch auf Kindeswohl-Meldungen, wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist. „Aber lange vorher können wir überfordernde Situationen gemeinsam lösen“, sagt Burr aufmunternd.